Heinz-Norbert Jocks
René Magritte
»Die Kunst der Konversation«
Kunstsammlung NRW, Düsseldorf, 23.11.1996 – 2.3.1997
Ob der große René Magritte im ganz klassischen Sinne ein Surrealist par excellence ist, darüber läßt sich heute kaum mehr streiten. Weder privilegierte er den Nachttraum als Vehikel einer komplexeren, unzensierten Weisheit. Noch gab er sich obsessiv, wenn auch nicht willenlos, dem Prinzip Automatismus hin, um das Areal des Verdrängten hinter dem Netz des uns Bewußten ans Licht zu zerren. Mit derartig engen Kategorien, die alles mit Eindeutigkeit schlagen, ist er, der Surrealist mit Einfluß auf unsere Zeitgenossen, nicht totzukriegen; und das dunkle Unbewußte, das Sigmund Freud mit dem Skalpell seiner Ratio sezierte, war für ihn kein echtes Hauptthema, wenn er sich auch mit der Lehre der Psychoanalyse und deren für ihn tauglichen Passagen nachweislich befaßte. Er war sich darüber im klaren, daß sich unser Sehen, das in der Zeit geschieht, von Halluzinationen so beflügeln läßt, daß unsere Abbilder keine korrekten Abziehbilder der Wirklichkeit darstellen, sondern dem Käfig unseres Bewußtseins entspringen, das sich etwas Eigenes vorstellt. Die “Realitätsprüfung”, von der in Freuds “Abriß der Psychoanalyse” die Rede ist, nahm Magritte visuell in Angriff, doch höchst eigensinnigerweise. Er, der Kinogeher, von filmischen Trickverfahren inspiriert, bewunderte darüber hinaus die Metamorphose einer Materie in eine andere, was sich in einigen seiner Gemälde manifestiert, die listig mit Überblendungen spielen und uns damit immer andere Überraschungen bescheren.
Sein gegen Erklärungen aller Art resistentes Werk, das gewiß hier und da, wie sollte es auch anders sein, unleugbare Schwächen aufweist, hat sich bis in unsere Tage…