JENS RÖNNAU
René Havekost – Schnittstellen
Galerie Elbchaussee acht, Hamburg, 5.12.2003 – 30.1.2004
Mir geht es nicht um Provokation. … Ich male nicht, weil ich an der Welt leide und habe auch kein Interesse daran, den Leuten eine Botschaft ins Gesicht zu schmettern.” So äußerte sich René Havekost vor über zehn Jahren einmal in einem Interview. “Heute noch als Künstler zu arbeiten ist die Provokation”, hatte er hinzugefügt. Vermutlich hat er seine Meinung da inzwischen etwas geändert, denn ein weiblicher Akt mit zarter Spitzenwäsche zwischen städtischen Kriegstrümmern oder ein messianisch auf blauem Grund erscheinender Terrorist wird sicher vielfach nicht nur als Provokation empfunden werden, sondern ist auch so gemeint. Waren die Gemälde Havekosts Mitte der neunziger Jahre eher abstrakter Natur mit marginalen Referenzen an figurale Aspekte und zudem einer reinen Malerei verpflichtet, so lässt sich heute eine neue Tendenz bei ihm feststellen.
Schon als er vor gut einem Jahr im Harburger Bahnhof in Hamburg oder im Aachener Suermond-Ludwig-Museum größere Ausstellungen hatte, waren jene bildlichen Konfrontationen aufgefallen: etwa eine idyllische Moorlandschaft mit düster verhangenem Himmel – als scharfes Schnittbild dazu links und rechts eine weiße Fläche mit je einer realen Axt. Woanders taucht ein gemaltes Kreissägeblatt auf, die brennende Concorde. Ein realer Hammer macht ein Bild zur Assemblage.
“Ich habe mir den Gegenstand zurückgeholt”, frohlockt Havekost. “Ich wollte weg vom Expressionismus”. Das klingt programmatisch, aber so ganz stimmt auch das wieder nicht. Denn was der Maler sich tatsächlich geholt zu haben scheint, ist ein größeres Stück Freiheit seines eigenen künstlerischen Rahmens – schöpferische Horizonterweiterung also….