Paolo Bianchi & Christoph Doswald
René Daniëls: Kades-Kaden
Kunsthalle Bern,
15.8. -20. 9.1987
Die Kunsthalle Bern zeigt erstmals im Ausland in einer umfangreichen Einzelausstellung das Werk des jungen niederländischen Malers RENÉ DANIËLS. Nach den Ausstellungen von Ernst Caramelle und Reinhard Mucha zeichnet sich immer deutlicher die zwar nicht programmatisch formulierte, aber um so deutlicher verspürbare Handschrift von Kunsthalle-Direktor Ulrich Loock ab. – Das Werk von Caramelle, Mucha wie auch von Daniëls erzählt vom künstlerischen Umgang mit der die Ausstellung erst konstituierenden Architektur, dem Raum und den darin gezeigten Bildern. Während Mucha dieses Thema im skulpturalen Rahmen des readymades visualisiert, quasi eine konzeptuelle Auseinandersetzung mit dem Ausstellungsalltag führt, betreiben Caramelle und Daniëls ihr hintersinniges Fragespiel im Geviert des Tafelbildes oder direkt auf den Wänden des Museums. Tragen Muchas Installationen und Caramelles Bilder so etwas wie ein geschichtliches Bewußtsein oder eine historische Verankerung in sich, so geben sich Daniëls Werke einer durchaus ahistorischen, autonom-malerischen und sich selbst genügenden Position hin, die allerhöchstens in den Werktiteln, geschichtliche Reflexion vortäuschend, mit sich selbst kokettiert.
Die Berner Ausstellung vereinigt Bilder aus den Jahren 1984 bis 1987 unter dem Titel ‘Kades-Kaden’, einem sprachlichen Konstrukt aus zwei möglichen Pluralformen des niederländischen ‘Kade’ (Kai), was zu deutsch soviel bedeutet wie ‘Kais-Kaie’. Der Titel ist zugleich Inschrift einer Zeichnung als auch Name eines eigenständigen Werkes. Hierin offenbart sich das labyrinthisch wuchernde Vorgehen des René Daniëls, seine Methode der Selbstreferenz; zum einen konstruiert er ein sprachliches System von Bildtiteln, das möglicherweise aber nicht notwendig mit der formalen Bildrealität koinzidieren mag, zum anderen durchzieht…