HERMANN PFÜTZE
Renate Anger
Käthe-Kollwitz-Preis 2002
Akademie der Künste Berlin, 17.3. – 21.4.2002
Die für den Käthe-Kollwitz-Preis arrangierte Ausstellung in der Akademie der Künste Berlin ist eine aufs Wesentliche konzentrierte Auswahl aus Renate Angers Werk: Acht oder neun große, starkfarbige Gemälde, Eitempera auf Leinwand oder Jute, und etwa zwanzig, auf DIN A 2-Format vergrößerte Farb-Fotografien von Schmetterlings- und Falterflügeln vor weißem Grund, in fortlaufender Reihe auf niedrigen, weißen Podesten.
Renate Anger malt und fotografiert, allerdings denaturiert sie die Motive fotografisch und malt nach der Natur, nicht umgekehrt. Das sieht man auf den zweiten Blick, wenn man bemerkt, dass die Farben der Gemälde von den Schmetterlingen kommen, man findet sie alle wieder auf den Falterflügeln. In diesem Sinn sind sie Malerei nach der Natur, obwohl die Bilder zunächst nichts Natürliches atmen. Einige sind fensterkreuzähnliche, erdfarbene Flächen mit breiten, gelben und blauen, grünen und roten Gitterstreifen, auf anderen dominieren Rot, Schwarz und Weiß. Auf einem sehr großen, fünffarbigen Gemälde strahlen Krapplack, Zinnober, Gelb und Blau vom zentralen Schwarz heftig weg zu den Rändern hin. Diese Bilder sind, je für sich betrachtet, heitere, selbstgenügsame Farbstudien aus dem Atelier. Gemeinsam ist ihnen, dass sie nichts Drittes bedeuten und ohne Erklärungskontext auskommen. Sie sind nur schwach manieristisch (im Gegensatz etwa zu den starken Manierismen einiger sog. Malerfürsten) im Sinne einer dominierenden Kunstfertigkeit und ohne Markenzeichen bzw. Wiedererkennenseffekt auf den ersten Blick.
Aber in Korrespondenz mit den Schmetterlingsfarben und durch die Leuchtkraft der Eitemperamischungen wird die Natur dieser Malerei sichtbar. Der Pinselschlag ist breit und kräftig, Malgrund und Farbauftrag wirken robust,…