Thomas Wulffen
Renata Lucas
Kunstpreis der Schering Stiftung
Kunstwerke Berlin, 12.9. – 7.11.2010
Die Ausstellung von Renata Lucas in Kunstwerke Berlin ist ein Spiel mit Wahrnehmungs-weisen. Wer die Präsentation besucht, wird enttäuscht im wörtlichen Sinne, von einer Täuschung befreit. Das ist in der Rückschau so erhellend, dass die Künstlerin zu Recht den Schering Kunst Preis erhalten hat. Die Präsentation ist die Ausstellung zum Preis.
Renata Lucas kommt aus einem anderen Land, einem anderen Kontinent, geboren 1971 in Ribeirão Preto, Brasilien und lebt und arbeitet heute in São Paulo. Das muss hier betont werden, weil die Erfahrung des Stadtraums in Südamerika eine andere ist als die in Europa. Im Katalog zu Ausstellung erzählt die Künstlerin von jenen Höfen in Berlin, die zum Teil durch verschiedene Häuser von einer Straße zu Parallelstraße ein oder zwei Blöcke weiter führen. Dabei verknüpfen sich Außen- und Innenräume. Sie hat diese Erfahrung auch in der Arbeit für die Kunstwerke eingebracht, in der sich ebenfalls den Außenraum mit dem Innenraum verklammert. Diese Klammerung geschieht auf zweifache Weise, einmal in der Ansicht und das andere Mal in der Aktion. Der eigentliche Ausstellungsraum sieht auf den ersten Blick geleert aus, rein und pur. Würde die anwesende Aufsichtskraft nicht auf die Stelle an der rückwärtigen Wand verweisen, man würde den leeren Raum als leeren Raum wahrnehmen und ihn wieder verlassen. Aber vor der Rückwand zeichnet sich eine Halbkreis auf, den man betreten kann. Wenn man diesen Kreis in Bewegung setzt, die Hände gegen die Wand gedrückt und die Füßen nach…