Thomas Wulffen
Rémy Zaugg
Kunsthalle, 31.1.188-13.3.1988
Ist es der Vorrat am Gemälde oder dessen Rettung? Die Frage stellt sich nicht nur anläßlich der Ausstellung von Rémy Zaugg in der Kunsthalle Basel, sie könnte auch das ganze Werk des Schweizers betreffen. Die Ausstellung in Basel war so etwas wie eine Retrospektive, aber in einem unüblichen Sinne. Einerseits bot sie genügend Belege für die Rede von einer Retrospektive, die Ausstellung bot Werke von 1963 bis 1987. Andererseits machte sie auch deutlich, in der Abfolge und in der Darstellung, daß es Rémy Zaugg nur immer um ein Bild geht.
Grundlage für den frühen Zyklus war ein Bild von Paul Cezanne mit dem Titel “Haus des Gehenkten”, gemalt 1872 – 73. Anhand von sogenannten Wahrnehmungsskizzen, “zwischen 1963 und 1968 von einem Studenten gemacht”, wird der Entstehung eines Bildwerks nachgegangen. Jeder visuelle Eindruck wird sprachlich fixiert, zum Teil an dem Ort, der im Bild den Eindruck ausgelöst hat. Die perzepti-ven Skizzen ergänzen sich gegenseitig, vervollständigen sich und ergeben am Ende ein sprachlich fixiertes Bild und Bildmuster, das die Unzulänglichkeit der Sprache gegenüber der Wahrnehmung beweist. Als Antwort zu dieser Erfahrung könnte der zweite Raum der Ausstellung dienen, der nur grundierte, aufgekeilte und seitlich genagelte Leinwände zeigt mit den Titeln: “Eine Wahrnehmung 1958”, “eine Wahrnehmung 1968 – 1970”, “eine Wahrnehmung 1984”. Sprache ist vordergründig der einzige Wahrnehmungspunkt innerhalb dieses Arbeitszyklus’. Indem sie den Akt der Wahrnehmung selber benennt, führt sie nicht darüber hinaus, gibt der Bildfläche und den Jahreszahlen Bedeutung. Obwohl innerhalb der Ausstellung eine Chronologie eingehalten wurde, verwies…