Remmidemmi! Zur Gegenwartsbefreiung der Malerei
von Larissa Kikol
Sie musste sich schon viel gefallen lassen. Die Malerei. Sie galt als aussichtslos. Einige wollten sie mundtot machen, sie als gealtertes Medium ablegen. Andere riefen aus, sie überwunden zu haben. Sie sei nicht mehr wandelbar, ihre eingebrannten Falten der Moderne könnten nicht mehr geglättet werden. Die Malerei schien besiegt zu sein.
Trotzdem kam sie genauso oft zurück in die Öffentlichkeit, wie sie aus ihr verbannt werden sollte. Wirklich weg war sie nie. Und heute ist die Malerei so vital und energiegeladen wie schon lange nicht mehr. Es gilt: Wer malt, der malt. So erhält das Gemalte seine lebendige Existenz zurück. Reflexionen über Abbild und Wahrheit sind nur noch ein obsoletes Zeichen. Beengter Idealismus und Theorien über die Leinwand als Medium gehören der Vergangenheit an. Die Pfeife ist eine Pfeife. Zeitgenössisch heißt, zu fühlen, wie sie gemalt ist oder zu erkennen, ob sie eine politische Aussage trifft. Aber die Pfeife nicht als Pfeife zu sehen provoziert höchstens noch mildes Gähnen.
Schweren der Nachkriegszeit
Doch zunächst zu ihren Tiefen und Gegnern. Um nicht zu weit auszuholen, beginnt dieser Essay in der Nachkriegszeit. Mit dem internationalen Aufschwung der USA und der Ablösung der Malereistadt Paris durch New York, begann ihr kultureller Feldzug gegen die figürliche Malerei Europas und der Sowjetunion. Entscheidende Diskursredner waren der Kunstkritiker Clement Greenberg und der Künstler Barnett Newman. Sie erklärten die Malerei zwar nicht für beendet, schließlich puschte die USA ihren abstrakten Expressionismus, erledigt sollte jedoch die figürliche Bildsprache sein. Zunächst schrieb Greenberg 1948 über den…