Roland Schappert
Remembering Forward
»Malerei der australischen Aborigines seit 1960«
Museum Ludwig, Köln, 20.11.2010 – 20.3.2011
Man steht in der Ausstellung und ist tatsächlich irritiert. Worum geht es hier? Um eine weitere formale Postmoderne, hatten wir das nicht schon? Aborigines und die Kunst des Westens, Rückkoppelungen auf der europäisch geprägten, formalen Folie kunstgeschichtlicher Plattitüden? Indigene Kunstproduktion als produktives Mißverständnis einer verlorenen Mystik oder eines unendlich zersplitterten Glaubens? Was noch? Globaler Warenfetischismus aus der Übermacht einer alles verkunstenden Sammlernachfrage? Ausverkauf des komplexen Geschichtsverständnisses eines sich selbst verlorenen Nomadenvolkes?
Die Bilder der Ausstellung im Museum Ludwig sind wie sooft sonst die Werke der europäischen und amerikanischen zeitgenössischen Kunst in überschaubaren Werkgruppen zu jeweils vier bis sechs Arbeiten gruppiert und ohne weitere erklärende Bildlegenden oder umfängliche Texttafeln oder Videodokumentationen präsentiert. Es bietet sich ein formaler Anblick mit zahllosen Erinnerungen an abstrakte Stilrichtungen unseres eigenen modernen Kunstgeschichtsverständnisses an. Aber handelt es sich hier auch um eindeutige Bezüge, um bewusste Referenzen, die auch für die Produzenten dieser Bilder von Bedeutung sind und waren?
Die meisten Bilder scheinen uns zeitgemäß mit Acryl auf Leinwand gemalt, obwohl ihr Ursprung in zum Teil sehr entlegenen Gebieten Australiens liegt. Die beiden jungen Kuratoren Falk Wolf und Emily Joyce Evans im Verbund mit Kasper König wollen diese Werke „von neun herausragenden Künstlern als schöpferische Durchdringung von Tradition und Moderne“ verstanden wissen und mit der Ausstellung einen besonderen Augenmerk auf die hinter den Werken stehenden Künstlerpersönlichkeiten in ihrer individuellen Entwicklung legen. Während wir also in unserem eigenen Kunst- und Kulturumfeld seit Jahrzehnten Schwierigkeiten mit der…