UTE THON
Rembrandt auf dem Dachboden
Die Barnes Foundation, Amerikas bestgehütetes Geheimnis in Sachen impressionistischer Kunst, ist Pleite
Der uniformierte Wachmann am Eingangstor des parkähnlichen Anwesens baut sich abweisend vor dem Auto auf. “Wo wollen Sie hin?” fragt er streng. Ins Museum natürlich! Zu den 180 Renoirs, 69 Cezannes, 60 Matisses, unzähligen Picassos, Rubens, Goyas, Gauguins, van Goghs, Soutines, Degas, die in der schmucken Villa dicht an dicht hängen sollen. Doch in der Barnes Foundation ist alles anders. Die exzentrische Kulturinstitution am Rande Philadelphias ist trotz ihrer sensationellen Sammlung vor allem für ihre Unbekanntheit bekannt. Und für die restriktive Besucherpolitik. Keine andere öffentliche Galerie hat so viele klassische Meisterwerke, die von so wenigen Menschen besichtigt werden dürfen. Pro Woche werden nur 1200 Besucher eingelassen. Bis vor einem Jahr waren es sogar nur 500. Ohne Voranmeldung geht gar nichts. Das musste selbst Elton John herausfinden. Als der kunstsinnige britische Popstar der Barnes Foundation einen Überraschungsbesuch abstatten wollte, wurde er von dem resoluten Wachmann zurückgewiesen, weil er keine Reservierung hatte.
Der Wert der Sammlung wird auf rund 6 Milliarden Dollar geschätzt, eine konservative Schätzung, wenn man bedenkt, dass Renoir-Gemälde auf Auktionen bis zu 70 Millionen Dollar bringen und erst kürzlich ein früher Picasso bei Christie’s für 55 Millionen Dollar ersteigert wurde. Dennoch steht das Privatmuseum kurz vor der Pleite. Im September schlug Kimberley Camp Alarm. Die Stiftungskassen seien restlos leer, verkündete die Barnes-Direktorin Amerikas verblüffter Kunstgemeinde. Der Erlös aus Eintrittskarten und Giftshop-Verkauf decke nicht einmal die laufenden Kosten, geschweige denn die dringend notwendigen Ausgaben für…