MO EDOGA
RELATIVIERUNG DER WERTLOSIGKEIT IN DER ÖKORENAISSANCE
MANIFEST FÜR EIN NICHT-EUKLIDISCHES KUNSTBAUWERK
Einleitung des Herausgebers:
Ein mir wichtiges Erlebnis würde ich gerne teilen. Ich meine den Brief des in Nigeria geborenen Künstlers Mo Edoga (Teilnehmer an der Kasseler Documenta IX im Jahre 1992), der seit dem 13. Januar 2002 unbeantwortet bei mir herumliegen musste, bevor mir endlich klar wurde, was damit geschehen könnte. Es handelt sich um einen ganzen Stapel an Papier, der überfordert, zugleich aber auch überwältigt. Edogas Manuskript umfasst 31 von Hand und mit Tinte geschriebene Seiten sowie eine größere Anzahl von laserkopierten Fotos, die wiederum mit kürzeren oder längeren Kommentaren versehen sind. Einerseits würde ich es als ein «Manifest der Nichteuklidie» bezeichnen. Andererseits kann es als Vorschlag für ein organisches Kunstbauwerk (in der Schweiz) gelesen werden. Mo Edoga geht es bei seiner Kunst, wie er schreibt, um die «Relativierung der Wertlosigkeit in der Ökorenaissance». Ein Schlüsselsatz gleich zu Beginn lautet: «Schwemmholz ist die konstitutive Leinwand der Nichteuklidie.» Für ihn kommt die Kunst der Fähigkeit gleich, zu sammeln und genial zu kombinieren. Chaos ist für ihn die Geometrie der Natur. Nichteuklidie bedeutet, alles mit allem zu verbinden und das Chaos zum Ordnungsprinzip zu erheben. Um das zu erreichen, entfaltet er eine Materialbewältigung ohne es in irgendeiner Weise zu verletzen.
Mo Edoga, der in Mannheim lebt, bezog 1984 einen Atelierkomplex in einer ehemaligen Fabrikdirektoren-Villa auf der Friesenheimer Insel, wo er sein Lebenskunstwerk “Vater RHEIN und Mutter NECKAR” emporwachsen ließ. Es waren dramatische äußere Bedingungen, die seinen Wechsel vom Arztberuf zum Künstler…