Ulrich Bischoff
Reise in Camera – Die Lust der Bilder
Eine Arbeit von Florian Kleinefenn und Fritz Rahmann
Die “Kunstlandschaft Bundesrepublik” (“Berlin” vorgestellt in Baden-Württemberg/Stuttgart) stellte den finanziellen Rahmen für ein Projekt zur Verfügung, das nicht nur räumlich die regionalen Grenzen überschritten, sondern auch für den Bild- und Kunstbegriff neue Perspektiven geöffnet hat. Die organisatorische Vorbereitung und die Durchführung lag ganz in den Händen der beiden Künstler. Ausführliche Korrespondenz und Gespräche mit den verantwortlichen Dienststellen der Deutschen Bundesbahn gehörten ebenso zur Vorbereitung wie das Besorgen von lichtundurchlässigen Folien (aus Frankreich) zur Verdunkelung und anderen hellen Stoffen (Papier und Nessel) für die Projektion. Vorausgegangen war der “Reise in Camera” vom 7.7.1984 eine “Pilotstudie” vom März d.J., bei der die Künstler die “rosaroten Wochen” für das Anmieten eines Abteils im 1C 613 ausnutzten, um hier am konkreten Objekt die Möglichkeiten eines Umbaus zur Camera Obscura auszuprobieren. Schon im August 1981 hatten Kleinefenn und Rahmann in der Galerie Giannozzo im Galerieraum eine Camera Obscura eingebaut. Nachdem die Frage der Mitfahrer geklärt war – es standen 12 Abteile mit je 2-4 Personen für die Strecke Kiel/München zur Verfügung – begann die Verwandlung eines kompletten Schnellzugwaggons auf dem Gelände des Kieler Rangierbahnhofes.
Aus den 12 Abteilen und den beiden Gängen wurden vollständig verdunkelte Räume hergestellt, die jeweils durch eine etwa Markstück-große Öffnung ihr Licht und damit auch ihr Bild erhielten. Als Projektionsflächen dienten alle weißen Flächen im Abteil und auf dem Gang. Die kleinen rechteckigen Reklameflächen im Abteil, die sonst die “schöne Welt” zeigen, wurden mit weißem Papier…