Reinhard Ermen
Lumiere Noire
»Neue Kunst aus Frankreich«
Staatliche Kunsthalle Karlruhe, 11.6. – 25.9.2011
Das Theater findet fast im Dunkeln statt. Das Licht streift die hier versammelten Gestalten nur so eben, die daraus resultierende Plastizität ist kolossal. Vorbilder sind schnell bei den alten Meistern zu finden, das Chiarioscuro des Caravaggio drängt sich geradezu auf. Doch das Ambiente könnte zeitgenössischer nicht sein, irgendwo in der Pariser Banlieues finden diese virtuosen Schaukämpfe statt, die Bewohner der Ränder, Gangs, angetan mit Turnschuh und Kapuzenshirt, zeigen ihre vitale Aggressivität. Die Malerei idealisiert die Wildheit der Underdogs. Manchmal ist es auch nur ein Auto, das im Halbdunkel eines Abstellplatzes lauert. Und immer heißt es „Ohne Titel“. Die Bilder von Guillaume Bresson (*1982) stehen nicht zu Unrecht am Anfang der Ausstellung in Karlsruhe, denn in ihnen realisiert sich geradezu paradigmatisch das „Lumière Noire“, mit dem der Kurator Alexander Eiling seine Auswahl von 12 Künstlern, sprich: Vertretern einer „Mitdreißiger Generation“ französischer Kunst übertitelt. Ob dieses schwarze Licht wirklich repräsentativ für die aktuelle Szene in Frankreich ist, mag einmal dahingestellt sein, unübersehbar aber ist, dass das hier heraufbeschworene HellDunkel eine stimmige Übersicht, allerdings unter konservativer Prämisse zusammenhalten kann. Frankreichs Kunst der Gegenwart ist als ein unübersehbarer Auftritt in den letzten Jahren nicht so deutlich hervorgetreten wie etwa die effektvolle BritArt; in Deutschland orientiert man sich ohnehin lieber anders. Ursachen und Fakten dieser Schieflage erläutert Katia Baudin in einem profunden Katalogtext. Die Ausstellung selbst schafft partiell Abhilfe.
Im Schwarz eines Kaffeebechers, der allerdings Tusche enthält, spiegelt Ismail Bahri (*1978) einen Rundgang in…