Annelie Pohlen
Reiner Ruthenbeck
Vom dynamischen Paradies
Kunsthalle Düsseldorf, Wilhelm Lehmbruck Museum Duisburg 12.10.08 – 11.1.09
Diesmal kann man dem Kunstbetrieb nicht vorhalten, einen bedeutenden Künstler nicht genügend beachtet zu haben. Resistent gegenüber der verbreiteten Sucht nach Öffentlichkeit fordert dieser Künstler selbst viel Zeit für die Anwesenheit seines Werkes im Ausstellungsraum. Umso faszinierender nun, dass sich gleich zwei Institutionen im Rheinland bar aller sonst üblichen Eitelkeiten zur Vorstellung des Werks von Reiner Ruthenbeck entschlossen haben und dies in einer Fülle, die an beschwingter Präzision wenig zu wünschen lässt.
Die Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum blickt auf die 60er Jahre. Da studiert Ruthenbeck nach einer kurzen Tätigkeit als freier Fotograf an der Kunstakademie Düsseldorf bei Joseph Beuys. Die Kunsthalle Düsseldorf zeigt die raumgreifenden Arbeiten seit den 70er Jahren, verschränkt diese aber bravourös mit jenen kleinen Stücken, in denen sich seine augenzwinkernde Radikalität von ihrer spielerisch leichten Seite zeigt.
Einen – was die Inszenierung angeht – leider versteckten Blick auf diese Seite erlauben im Lehmbruckmuseum zehn Schwarz-Weiß- Fotografien. Die „Geblähte Gardine“ von 1961, aus der Zeit also, als Ruthenbeck noch als freier Fotograf arbeitet, bietet reichlich Anlass, die hier festgehaltene ‚Szene’ für das denkbar alltäglichste Geschehen der Welt zu halten: Jede Hausfrau weiß, dass sich bei angemessenem Luftzug Gardinen nicht nach innen, sondern nach außen blähen. Nur, dass es der gängigsten aller Gardinen im gängigsten aller Fensterrahmen in diesem ‚Dokument des Alltäglichen’ gelingt, ihr ‚Gebläht Sein’ ganz nebenbei als essentiellen plastischen Formprozess von allen bekannten pathetischen Fundamentalismen derartiger Unterfangen freizustellen.
Wenn man so will, dann ist…