GERT V. PACZENSKY
Reiche essen anders
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Gert v. Paczensky, Mitglied der Internationalen Weinakademie Genf und Ehrenbürger der Stadt Cognac, verfasst regelmäßig Artikel für die Zeitschrift “essen & trinken”. Mit ihm, der vor allem als politischer Journalist tätig ist, als Gastronomiekritiker zu sprechen, ist insofern etwas anderes, als er als historisch Denkender sich mit der Kolonialgeschichte befasst hat und deshalb auch eine andere Sicht darauf hat, was wir essen, und darauf, was es über die Kulturen aussagt. Er sieht die Abhängigkeit der Esskultur von deren Stand in der Welt, von der Landschaft, den äußeren Rahmenbedingungen und dem, was geerntet und aus anderen Ländern herbeigeschafft wird. “Um gut essen und trinken zu können, hat die Menschheit sich vieles einfallen lassen. Diese gewaltige Geschichte ist verblüffend eng mit der Weltgeschichte verknüpft. Es lohnt sich”, so Gert v. Paczensky und Anna Dünnebier in dem Vorwort ihrer gemeinsam verfassten Kulturgeschichte des Essens und Trinkens, “sie zu kennen, auch ihre Schattenseiten. Gerade wegen dieser wäre es nützlich, wenn sich mehr Menschen bewusst wären, welche Vorgeschichte das Essen auf ihrem Teller oder das Getränk in der Tasse oder im Glas hat. Ohne Appetit, ohne Feinschmeckerei keine Zivilisation.” Nicht nur darüber, was diese Form der Zivilisation bedeutet, sondern auch über andere Aspekte, sprach Heinz-Norbert Jocks mit Gert v. Paczensky in Köln.
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Heinz-Norbert Jocks: Zusammen mit Anna Dünnebier verfassten Sie die Kulturgeschichte des Essens und Trinkens. Sie sind beileibe nicht nur Gastronomiekritiker, sondern von Ihrem Ursprung her ein politischer Journalist.
Gert v. Paczensky: Genau, das wird oft vergessen,…