Marius Babias
Regina Möller
»Meinen Arbeitsplatz gibt es noch nicht«
Kunstverein München, 15.3. – 27.4.1997
Analysiert man die politische Besetzung des Körpers und die Mikrophysik der Macht, so muß man im Hinblick auf die Macht den Gegensatz Gewalt/Ideologie fallenlassen”, schrieb Foucault in “Überwachen und Strafen”. Nicht der Staat als “Körper” und auch nicht der Körper als “kleiner Staat” wären demzufolge Gegenstand der Analyse (in dieser Dichotomie konstruierten die Nazis eine Allegorie des “Volkskörpers” und des hygienischen “Volksempfindens”), sondern der “politische Körper”. Darunter versteht Foucault die “Gesamtheit der materiellen Elemente und Techniken, welche als Waffen, Schaltstationen, Verbindungswege und Stützpunkte den Macht- und Wissensbeziehungen dienen, welche die menschlichen Körper besetzen und unterwerfen, indem sie aus ihnen Wissensobjekte machen”. Wo also endet der Körper, und wo fangen Arbeit, Freizeit, Sexualität oder Mode an? Um bei der Mode zu bleiben: Für Baudelaire war Mode ein Vehikel der aufkeimenden kapitalistischen Wunschproduktion. 100 Jahre später sieht der Soziologe Edmund Leach darin ebenso wie in Literatur, Kunst oder Architektur die Variable eines grundlegenden kulturellen Codes, welcher die Verhältnisse von Individuum und Kollektiv, von Macht und Repräsentation regelt. Um diesen Transfer von Identität in ein Identitätsmodell, von Authentizität in ein Reproduktionsmodell geht es in den Arbeiten Regina Möllers. Sie adaptiert lebensweltliche Motive aus den Bereichen Mode, Arbeitswelt, Comic und Geschlechteridentität, macht die normative Besetzung des “menschlichen Körpers” durch die Techniken des “politischen Körpers” deutlich. Das ist spröde, ungelenk, poetologisch, und muß es sein. Denn auf die Nachfrage der Kulturindustrie – das wissen wir seit Marcuse und Horkheimer – nach geschmeidigen…