Regards sur la quatrième dimension
L ‘Art et le temps
Musée Rath, Genf, 16.2.-14.4.1985
Die Zeit, in der religiösen Kunst des Mittelalters eines der zentralen Themen: ist sie es auch, unter anderem Aspekt, in der Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts, ähnlich wie es der Raum in der Kunst der Renaissance war? – Dies zumindest scheint Michel Baudson suggerieren zu wollen, der in einer von der »Société des Expositions du Palais des Beaux-Arts de Bruxelles« organisierten Ausstellung 300 Werke von über 100 Künstlern versammelte unter dem Gesichtspunkt ihrer Darstellung in Malerei und Skulptur seit dem Impressionismus. »Raum«, »Bewegung«, »Geste«, »Archäologie«, »Kosmologie«, »Erinnerung« (mémoire) und »Konzept« waren dabei die Erscheinungsformen, hinter denen er ihre Darstellung entdeckte und zugleich die Stichworte, unter denen er die Werke zu – oft recht heterogenen: konzeptionelle, installative, gemalte und skulpturale Arbeiten umfassende – Gruppen zusammenfaßte. Auf den Zeitpunkt und den kunsthistorischen Kontext ihrer Entstehung nahm er dabei ebensowenig Rücksicht wie auf ihre Gattung; Gemälde, Skulpturen, zeichnerische Werke, Installationen, Objekte, Video-Arbeiten stehen gleichberechtigt nebeneinander. Diese über die Zeiten und kunsthistorischen Strömungen hinweggehende, eine lasche Orientierung ermöglichende Darstellungsweise führt allerdings dazu, daß im Sektor »Temps et mouvement« Werke von Man Ray, Duchamps, Tinguely, Pol Burry, Robert und Sonia Delaunay und Archipenko unmittelbar nebeneinanderstehen, während im Sektor »Le temps du geste« (auf noch weniger evidente Weise) Calder, Segal, Giacometti und Newman sich die Hand reichen. Wie problematisch ein solch rein »phänomenologisches«, an Äußerlichkeiten und nicht an der Sinnhaftigkeit der Werke sich orientierendes Verfahren ist, wird spätestens dann auch dem philosophisch ungeschulten Besucher bewußt,…