Sabine Elsa Müller
#reflect
Raymund Kaiser und Rainer Splitt
MMIII Kunstverein Mönchengladbach, 25.5. – 8.9.2013
Wenn sich zwei Künstler zu einer Doppelausstellung zusammentun, ist das immer eine heikle Sache. Die beiden Positionen sollen sich nicht gegenseitig die Schau stehlen, aber es wirkt auch enttäuschend, wenn sie kaum etwas miteinander zu tun haben. Damit aus dem Doppel etwas Drittes, Neues entsteht, braucht es schon ebenbürtige Charaktere, die darin eine besondere Herausforderung erkennen.
Raymund Kaiser (geb. 1955) und Rainer Splitt (geb. 1963) haben sich dieser Herausforderung gestellt. Sie arbeiten nicht nur mit ähnlichen Stilmitteln, in der Mönchengladbacher Ausstellung entschieden sie sich auch farblich für eine Angleichung: Ihre Farbskala konzentriert sich auf einen mittleren Graubereich. Damit passen sie sich der neutralen Farbgebung der zur Ausstellungshalle umfunktionierten Industriearchitektur an, anstatt ihr etwas entgegenzusetzen. Der erste Eindruck ist gelinde gesagt verblüffend, ob der augenfälligen chromatischen Askese. Es wird aber schnell deutlich, zu wessen Gunsten diese zurückgenommene Eigenpräsenz in Kauf genommen wird: Ihre jeweiligen Hauptwerke stehen ganz im Dienste einer außerhalb ihrer selbst liegenden Realität. Sie stellen sich nicht selbst aus, sondern den sie umgebenden Raum mitsamt den darin anwesenden Besuchern. In ihren hochglänzenden und spiegelnden Oberflächen begegnen wir uns selbst als selbstverständlicher Bestandteil der Ausstellungssituation.
Die untere Ausstellungsebene wird von einem der typischen Farbgüsse Rainer Splitts beherrscht. Hochglänzendes, selbsthärtendes Polyurethan, mit grauem Pigment eingefärbt, wurde sehr behutsam an der Wand entlang ausgegossen, so dass sich eine exakte Linie bildet. Die Farbe scheint sich von dieser geraden Linie aus wie unter der Wand hindurch regelrecht in den Raum hineinzufressen. Sie…