Reinhard Ermen
Rebecca Horn
»The Glance of Infinity«
Kestner-Gesellschaft Hannover, 12.5. – 27.7.1997
Seit dem 12. Mai 1997 residiert die Kestner-Gesellschaft Hannover in einem ehemaligen Schwimmbad. Zwei Jahre hat die aufwendige Sanierung des Jugendstilbaus gedauert, in dem 1982 bereits der Badebetrieb eingestellt wurde. Die Erstbegehung der neuen, wahrhaft überwältigenden Hallen wagte man mit Rebecca Horn (*1944). “The Glance of Infinity” ist der Titel einer nagelneuen Arbeit (“Metallkonstruktion, Handspiegel, Stein, Flüssigkeit, Motor” 1997) und gibt dieser Anthologie den Namen. 1978, bei Horns erster Ausstellung in der Kestner-Gesellschaft, war es noch ein Film, “Der Eintänzer”, der gleichzeitig in Hannover uraufgeführt wurde, um am selben Ort der Schau seinen Titel zu leihen. Der Abstand von Film und Ausstellung muß seinerzeit sehr klein gewesen sein. Zwar gab es auch 1997 ein Filmprogramm (Rebecca Horn-Retrospektiven ohne ein entsprechendes Begleitprogramm sind fast undenkbar), doch 1978 waren viele der Ausstellungsstücke Lichtspielrequisiten. Auch der Abstand zu vorangegangenen Performances und Aktionen war 1978 nicht allzu groß. In den letzten Jahren hat sich Rebecca Horn entschieden auf ihre “skulpturale” Arbeit konzentriert. “Die Skulptur wird zur Essenz eines Films” (R.H.). Trotzdem oder gerade deshalb sind immer noch viele ihrer Arbeiten übriggebliebene Requisiten bzw. mechanische Akteure ihrer Filme, die als kuriose Wiedergänger ihre Installationen bevölkern, wie einige Bettgestelle aus “Busters Bedroom”. Auch jenes an den Füßen aufgehängte Piano (“Metallkonstruktionen, Konzertflügel, Motoren”), das durch den bewegten Deckel atmet und dem die Klaviatur explodiert ist, stammt aus diesem vorläufig letzten Film von 1990. Materialien und Erzählperspektiven werden in Filmen und Aktionen erprobt und haben sich dort…