Christian Huther
Rebecca Horn
Museum Wiesbaden, 17.3. – 2.9.2007
Schwindelfrei sollte man schon sein vor dem großen, runden Spiegel auf dem Boden des Oktogons. Denn der Spiegel neigt sich durch einen Kippmechanismus stetig von einer Seite zur anderen, zeigt dem Betrachter sein schwankendes Bild und reflektiert durch das Kippen zugleich das gesamte Oktogon. Den Kuppelbau auf achteckigem Grundriss hat der Architekt Theodor Fischer beim Bau des Wiesbadener Museums (1913-15) mehr oder weniger der Aachener Pfalzkapelle Karls des Großen nachempfunden. Dieses zwischen Portikus und Wandelhalle von Fischer etwas unglücklich eingeklemmte Oktogon ist immerhin fast neun Meter breit und 16 Meter hoch. Seit der kürzlich abgeschlossenen Teilsanierung des Hauses erstrahlt es wieder im ursprünglichen Glanz. Rebecca Horn hat nun in der Höhe von zwölf Metern einen zweiten Spiegel installiert, der den Blick reflektiert. Um diesen Himmels- oder Sonnenspiegel zieht ein dritter, kleiner Spiegel seine Bahn und wirft Abbilder der prachtvollen Goldmosaiken, Bemalungen, Skulpturen und der Architektur auf den Spiegel am Boden.
Doch hier unten sind Dreifachspiegelung und Realität unentwirrbar miteinander vermischt, während von oben die Situation eher überschaubar ist. Dieses Werk hat Rebecca Horn für den Eingangsbereich des Museums Wiesbaden ausgeklügelt und es “Jupiter im Oktogon” benannt. Mit Jupiter ist der hoch oben kreisende, dritte Spiegel gemeint. Und Jupiter ist der Superlativ unter Göttern wie Planeten. Bei den Indogermanen war er der Gott des Lichtes und des Himmels, bei den Römern der älteste und höchste Gott, der später mit Zeus gleichgesetzt wurde. Als größter Planet ist Jupiter eines der hellsten Gestirne am Horizont und dreht…