Michael Stoeber
Raymond Pettibon
»V-Boom«
kestnergesellschaft, Hannover, 16.2 – 6.5.2007
“V-Boom” heißt die Ausstellung, die das Centro de Arte Contemporaneo in Malaga zum Werk des amerikanischen Künstlers Raymond Pettibon erarbeitet hat und die jetzt in der hannoverschen kestnergesellschaft gezeigt wird. Gelungener hätte der Titel nicht sein können, trifft er doch gleichsam in das Herz des Werkes. Denn natürlich spielt er auf Vavoom an, eine Comicfigur aus “Felix the Cat”, die sich als Motiv wie eine Konstante durch die Text- und Bildwelt von Pettibon zieht. Die Schau zeigt vor allem aktuelle Zeichnungen aus den letzten Jahren, und auch in ihnen fällt Vavoom wieder eine prägende Rolle zu. Dieser “One note character”, dessen ganze Sprache aus nur einem einzigen, Berge versetzenden Wort besteht, das zugleich sein Name ist, weiß diesem Wort sinfonische Klang- und Bedeutungsfülle abzugewinnen. In Vavoom fallen in symbolischer Weise Hoch- und Trivialkunst, Comic-Kultur und Sprachtheorie, Lakonie und Lyrik, kurz, unterschiedliche Bedeutungsdimensionen, wie sie für das Werk von Raymond Pettibon charakteristisch sind, gewissermaßen in eins. Außerdem ist diese Figur eine Art Hommage an einen der Großen in der Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts, an Marcel Duchamp und sein Ready Made. Duchamp war schließlich der erste, der in seiner Kunst jene Einsicht zu visualisieren wusste, die etwa zeitgleich Ferdinand de Saussure in seinem Genfer “Cours de linguistique générale” verdeutlichte: Dass der Kontext die Bedeutung eines Wortes oder eines Dinges schafft. Ein Pissoir in einem Sanitärgeschäft ist eine Ware, im Raum eines Museums wird es zur Kunst.
Wie Oscar Mazerath Glas zu zersingen weiß, so…