Essay · von Florian Rötzer
Essay , 1993

Florian Rötzer
Raum und Virtualität

Einige Anmerkungen

Man kann voraussehen, daß es bald zwei Arten von Architekten geben wird. Die einen werden den realen Raum wie bislang mit den harten Materialien gestalten, die anderen, sofern man sie noch so nennen will, die virtuellen und instabilen Welten in den Datenräumen, in denen wir uns immer mehr befinden werden, um der Langeweile und Öde der wirklichen Welt und der in ihr befindlichen Architektur zu entfliehen oder weil wir gezwungen sind, in ihr zu arbeiten und an sie angeschlossen zu sein. Beide Typen von Architekten werden ihre Konstruktionen wohl bald am Computer mit intelligenten CAD-Systemen ausführen, so daß sie nur noch die Konzepte formulieren müssen und die Realisierung im virtuellen Raum vom Computer geleistet wird. Doch der Architekt, wie wir ihn kennen, muß den virtuellen Raum in den realen Raum übertragen, d.h., er muß nicht nur die Gesetze der Physik beachten, sondern auch die, Räume zu schaffen, die Körper beherbergen, die Wände, Decken und Dächer besitzen, die also im Raum verankert und auf relative Dauer angelegt sind, auch wenn man im Sinne der Dekonstruktion die Einheit einer kohärenten Form negiert und statt dessen unübersichtliche Komplexität konstruiert, um das Schwebende, die Bodenlosigkeit des modernen Lebens zu symbolisieren. Schon lange laufen die Architekten gegen die wesentliche Stabilität, die Materialität und die Verankerung der Architektur an einer Raumstelle Sturm. Mit der Anlehnung an die Kathedrale soll Architektur zum Spektakel eines Gesamtkunstwerkes werden, das alle Sinne einbezieht. Angriffspunkt der Dynamisierung ist dabei natürlich vor allem das Gehäuse des Wohnens,…


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