Petra Noll
Rare Earth
Thyssen-Bornemisza Art Contemporary (TBA21), Wien, 19.2. – 31.5.2015
Mit dem engagierten Ziel, den Geist der gegenwärtigen Epoche zu erfassen, haben die beiden Kuratoren Boris Ondreička und Nadim Samman ein politisch und sozial brisantes Thema aufgegriffen. In der logischen Weiterführung der Einteilung der Menschheitskulturen nach den charakteristischen Materialien, die zur Herstellung von Werkzeugen und Waffen verwendet werden – in der Vergangenheit die Stein-, Eisen- und Bronzezeit – verstehen sie ein Klasse von 17 Elementen des Periodensystems, die Metalle der Seltenen Erden, als materielle Basis unserer heutigen Kultur und damit aussagekräftig in Bezug auf den Zeitgeist. Die heiß begehrten Metalle der Seltenen Erden sind elementare Bestandteile von Hightech-Produkten in zahlreichen Bereichen wie Kommunikation, Medizin, Energiegewinnung, aber auch in der Kriegsführung – selten nur deshalb, weil sie an weit voneinander entfernten Orten in kleinen Mengen vorkommen und aufwändig zu extrahieren sind.
Soviel Innovation sie auch versprechen, tragen die 17 Elemente doch ein gewaltiges Konfliktpotenzial in sich. Ihre Verwendung ermöglicht signifikante Aussagen über die Condition humana und die Identität des Menschen heute, der einerseits der Entwickler technologischer Produkte ist, sich aber andererseits von diesen abhängig gemacht hat bzw. sie für menschenverachtende oder spaßige Entertainment-Zwecke missbraucht. Multinationale Konzerne treiben einen ausbeuterischen Handel mit den wertvollen Rohstoffen; durch Bohrungen und Ausgrabungen wird die Umwelt immer mehr vergiftet und zerstört; katastrophale Arbeits- und Sicherheitsbedingungen treffen unzählige schlecht bezahlte Arbeiter, die die Metalle nicht nur zum Teil mit ätzenden Säuren aus den Erzen lösen, sondern auch aus den ausgedienten technischen Geräten wieder herausisolieren. Das weist darauf hin,…