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Ausstellungen: St. Gallen · von Reinhard Ermen · S. 424 - 425
Ausstellungen: St. Gallen , 2005

Reinhard Ermen
Raoul de Keyser.

»Analyse und Expression«

Retrospektive im Kunstverein St. Gallen
Kunstmuseum 28. 5. – 21. 8. 2005

1930 war ein guter Jahrgang für die Malerei; geboren wurden Raimund Girke, Gotthard Graubner, Robert Ryman, Jasper Johns, Frederic Thursz und Raoul der Keyser (Deinze, Belgien, wo er heute noch lebt und arbeitet), der in dieser Reihe der jüngste sein dürfte; sein später Eintritt in die Malerei fand erst 1964 statt (ein Malkurs bei Roger Raveel an der Academie voor schone Kunsten in Deinze ging 1963 voraus), denn bis dahin war er Sportjournalist. Analog zur untypischen Biographie verhält sich auch seine Rezeption. Raoul de Keyser galt lange Geheimtipp, erlebte seinen Durchbruch auf Jan Hoets Documenta IX (1992) mit poetischen wie verstörenden Bildern und wird heute gerne als ,Maler für Maler’ gepriesen. Auch das Kunstmuseum St. Gallen, wo die umfassende Retrospektive, nach Stationen in London (Whitechapel Gallery), Rochechouart (Musée départemental d’art contemporain), Tilburg (De Pont Foundation) und Porto (Museu de Arte Contemporanea de Serralves) jetzt endete, kommt um das Adelsprädikat des ,painter’s painter’ nicht herum. In diesem Sinne hat Adrian Searle jedenfalls für den schönen, großformatigen Katalog einen hellsichtigen Essay verfasst.

Man braucht indessen kein Maler sein, um vor den Bildern ins Staunen zu geraten, man muss nur genau hinsehen; zum Beispiel “Clochard” (1978). Der erste Blick beißt sich an einer Ausnahmearbeit fest, deren Verwundungen zeugen von analytischen Operationen oder auch nur von einer gezielten, jedenfalls geglückten Rettungsaktion. Die etwas zu knappe, partiell auch zerzauste Leinwand gewährt an den oberen beiden Ecken einen Blick auf…


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