Martin Blättner
Ralph Fleck: »Reisebilder«
Städtische Galerie am Markt, Schwäbisch Hall, 26.5. – 22.7.2001
Freie Malerei lässt sich kaum auf eine Strategie der Wahrnehmung oder des künstlerischen Konzepts oder gar auf eine Ideologie beschränken, wenn sie lebendig bleiben will. Im Mittelpunkt steht jedenfalls der Künstler als souveränes Subjekt, sozusagen als der Steuermann der Grundelemente der Malerei aus Formen, Farben und Materialien, die es in der Aktion des Malprozesses zu beherrschen gilt. Ralph Fleck etwa ist ein solcher Prototyp, der aus den Materialschlachten mit der pastosen Ölfarbe als Sieger hervorgeht – vielleicht deshalb, weil er sich nicht vollkommen in den Malstrudel hineinziehen lässt, sondern “Informel mit Ordnung” schafft, wie das der Kunstkritiker Hans Joachim Müller einmal treffend gesagt hat. Fleck – 1951 im Breisgau geboren – hat den Vorteil, dass der Figuration-Abstraktion-Streit, der noch Vertretern der École de Paris (zweite Schule von Paris) wie zum Beispiel Nicolas de Staël in der abstrakt-expressiven Nachkriegszeit zum Verhängnis wurde, heute bedeutungslos geworden ist. Das Geistige des Künstlers erschöpft sich sozusagen nicht mehr darin, ohne Vorsatz und Absicht einen Bildentstehungsprozess zu initiieren. Motive sind inzwischen verfügbar und fast beliebig geworden. Sowenig wie die Beschimpfungen von Adolf Loos in Bezug auf das Ornament noch haltbar sind, sowenig unterliegen Fotovorlagen als Hilfsmittel für den Malprozess noch einem künstlerischen Verbot. Es kommt nur darauf an, zu welchem Ergebnis diese Anregungen führen. Fleck destilliert aus Städtebildern, Landschafts-, Berg- oder See-Motiven dichte und impulsiv gemalte Strukturen, die eigengesetzlich sind, aber letztlich doch mit den Motiven in Beziehung gebracht werden können. Die Städtebilder…