Beate Eickhoff
Ralph Bageritz
»Stolen Objects/ Die Aldi & Co. Porträts/ Flowers are telling you«
Maximilian Krips Galerie, Köln, 26.4. – 31.5.1991
Ein Künstler, der Kleinigkeiten stiehlt, kommt genauso in die Schlagzeilen der Tagespresse, wie ein Chefarzt, der beim Ladendiebstahl erwischt wird. Der Chefarzt, weil er es nun doch wirklich nicht nötig hat und weil er es heimlich tut, der Künstler Ralph Bageritz, weil er es nicht nur zugibt, sondern die Beute auch noch ausstellt. Im übrigen ist des Künstlers Stehlen und das seiner Helfer ein wohlbedachter Akt der Volkserziehung, denn angeblich geht es ihm um die “Wandlung der Moralvorstellung”, und erst die Bekanntmachung durch Rundfunk und Presse führt zur Vollendung der künstlerischen Intention. Ganz nebenbei macht der Künstler dann noch als Künstler von sich reden – und nicht nur in Kunstkreisen. Um nämlich Interesse bei üblicherweise weniger an Kunst interessierten Bevölkerungsschichten zu wecken, muß der Künstler heute schon leicht reißerisch anmutende Aktionen starten.
Der Akt des Stehlens und seine Folgen ist der eine zu betrachtende Aspekt der Werkgruppe “Stolen Objects – Die Aufrichtigkeit des Künstlers am Ende des 20. Jahrhunderts” von Ralph Bageritz, der andere Aspekt ist die Präsentation der Beutestücke. Von der Erbsendose bis zur Porno-Fibel, vom Hundefutter bis zum Beuys-Buch – Bücher zeugen vom Kunstverstand des Diebes – hat Bageritz 57 Teile entweder als Einzelstücke oder in Gruppen in Schaumgummi gebettet. Jedes Objekt ist versehen mit einem Schild, Goldlettern auf weiß gestrichenem Holz, auf dem zu lesen ist, wann es wo als Ready-made nicht gefunden, sondern gestohlen wurde, und oben…
