Renate Puvogel
Ralf Berger
Galerie Luis Campañ a, Köln, 16.9. – 5.11.1995
Jede Arbeit zum Ereignis werden lassen” – dieses Ziel setzt sich Ralf Berger, gerade noch Student von Klaus Rinke an der Düsseldorfer Kunstakademie. Und er stellt die Forderung nach Ereignishaftigkeit nicht nur an seine Aufführungen, sondern will darin auch seine plastischen Arbeiten mit eingeschlossen wissen. Beide Bereiche greifen häufig ineinander. Sein Galerie-Debüt erfüllte diesen Anspruch; nicht nur am Eröffnungsabend verweilten die Besucher länger als üblich und verließen zumeist nachdenklich den Ort. Auf Grund dreier getrennter Austragungsräume mit je eigenem Charakter stellt sich die Arbeit zunächst wie ein sich geradlinig entwickelndes Drama in drei Akten dar. Erst im nachhinein erkennt man, daß sich in der mehrteiligen Arbeit auch mehrere Handlungsstränge und Zeitebenen überlagern. Zentrales Motiv ist eine Spuck-Aktion – ein makabres Thema, wenn man sich vergegenwärtigt, wie unästhetisch das Ausspucken auf der Straße, wie verächtlich das Anspucken eines Menschen, wie gefährlich der Speichel als Überträger von Krankheiten sein kann. Dieses beklemmende Gefühl verläßt einen zwar nicht restlos, aber es weicht mehr und mehr der Einsicht, daß der Austausch von Speichel auch Nähe und gar Vereinigung bewirken kann, daß ein Spuckefleck einen Ort individuell prägen, ihn “weihen” kann.
Letzteres verfolgt der Besucher eingangs auf einem Video: Der Künstler hat darin vor der Eröffnung zu nächtlicher Stunde die Galerie betreten und mehrere Stellen des Fußbodens mit seiner Spucke markiert. Da eine an seinem Kopfhelm befestigte Kamera diese verschwiegene Aktion aufgezeichnet hat, sieht man Ausschnitte des Bodens mit den Spuren der Tat aus der Perspektive…