UTA M. REINDL
Ralf Berger
Galerie Luis Campaña, Köln, 2.11. – 6.12.2001
Wer sich auf die Kunst von Ralf Berger einlässt, darf mit Überraschungen rechnen. Entweder kommt es zu ungewöhnlichen oder gar intimen Inszenierungen des Künstlers oder dieser konfrontiert den Betrachter aus unerwarteten Perspektiven mit sich selbst. Ob in Videoinstallationen und Happenings – der 40-jährige Künstler setzt Situationen mitunter auch mit Schauspielern in Szene -die Aktionen bleiben oft hermetisch bis zu einem Moment der Auflösung, den der Künstler dramaturgisch äußerst geschickt ansetzt.
Zu Bergers dritter Einzelausstellung bei Luis Campaña gab es die Einladungskarte als “Flyer zur ‘Letzten Runde'” mit dem koboldartigen Fotoporträt des Künstlers, als dieser seine Zunge ganz weit herausstreckt und sich einen Totenkopf aus Gips dicht an das grimassenhaft verzerrte Gesicht hält. Auf der Vernissage wurde der Besucher vor dem Galerie-Eingang per Handschlag von einem kräftigen Mann begrüßt, der dem Auftreten und Aussehen nach durchaus Türsteher einer der benachbarten Clubs hätte sein können. Im Innern der Galerie mochte sich der Besucher in arg bewegten und realzeitlichen Großprojektionen im Begrüßungsakt vor der Tür erkennen. Er mochte zudem feststellen, dass der Türsteher mit Kameras an den Handgelenken eine zweifellos harmlose Variante von Reality Show aufgezeichnet hatte.
Der Aktions- und Präsentationsbegriff Ralf Bergers ist radikal, dieser entspricht ganz dem gerne von dem Künstler wiederholten Statement, er könne sich “nichts Intimeres vorstellen, als Kunst zu machen”. Eine Video-Installation zeigt demgemäß Berger die Galeriewände in Zungenhöhe ablecken oder in einer anderen, selbst gefilmten Aktion nackt sein Atelier durchschreiten, sich ankleiden und das Procedere ist natürlich ” aus…