Rainer Unruh
Cecily Brown/Herbert Brandl
Deichtorhallen, Hamburg, 25.4 – 30.8.2009
Die Ausstellung beginnt mit einem Paukenschlag. Man sieht ein kopulierendes Paar, vor allem aber sieht man ein Universum, das sich auflöst. Der Boden ein reißender Strom aus Farbe, der über die Leinwand schießt, der Raum eine Explosion reiner Energie, im Hintergrund Kaskaden aus Licht, die wie weiße und blaue Flammen glühen. Dieser Orgasmus hebt die Welt aus den Angeln. Und man begreift sofort: nicht das Sujet ist das Aufregende, sondern der Malstil. Cecily Brown lässt die Pinselstriche wie Peitschenhiebe auf die Leinwand knallen, bis alles Feste flüssig und alle Ruhende verwirbelt ist.
Gut möglich, dass Brown eine Zeitlang mit dem Sex-Sells-Ticket in der Kunstwelt unterwegs war. Als Tochter des britischen Großkritikers und Francis-Bacon-Experten David Sylvester kennt sie sich mit deren Mechanismen bestens aus. Ein erotisch aufgeladenes Fotoshooting für das Glamour-Magazin „Vanity Fair“ erwies sich in dieser Hinsicht als perfekte PR für die eigene Person.
Am Ende zählt dann aber doch das Produkt und nicht die Reklame. Und das gehört zum Besten, was man an aktueller Malerei heute zu sehen bekommt. Die 39-Jährige lebt zwar seit 1994 in New York, aber das Interesse am menschlichen Körper mutet sehr britisch an. In Browns letztem Jahr als Kunststudentin an der Slade School hatte Lucian Freud eine Ausstellung in der Whitechapel Art Gallery, und man braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, welchen Eindruck Freuds Akte auf die angehende Malerin gemacht haben. Was ihr an den etablierten Künstlern fehlte, war eine ordentliche Prise Sex & Drugs & Rock’n’Roll….