Rainer Ganahl:
Abbildung des Informationsraumes
Von Todd Alden
Die terra firma ist zur terra informatica geworden, deren Archäologie immer und an jedem Punkt per Tastendruck angezeigt werden kann.
Rainer Ganahl, 19891
Rainer Ganahls fortlaufendes System Computer-bezogener Arbeiten beinhaltet die visuelle Form und Sprache von Computerräumen/-eingaben. Es geht dabei um die entmaterialisierte Ordnung der Dinge in der heutigen Informationswelt und ist formal entsprechend den signifizierenden Strukturen des Computers organisiert (z.B. in seinen windows-, file-catalogue- und citY lisT-Serien – die alle 1989 begonnen wurden). Dabei stellt er in den Vordergrund, was es bedeutet, das Computerfenster als diskursiven Raum, als ein materielles und immaterielles Raster, zu verstehen, auf dem und durch das Wissen heute organisiert, manipuliert und verbreitet wird. Ganahl vermißt mit seiner Kunst diesen Informationsraum und den Einfluß der Verwaltungspraxis, die ihn kontrolliert, und wirft dabei entscheidende Fragen auf hinsichtlich des Verhältnisses zwischen den digitalen Topologien der computerisierten Technokratie und dem Raum der materiellen Welt.
Ganahl identifiziert die technologische Struktur des Computers wiederholt als diskursiv und epistemologisch und warnt uns vor dem Potential, mit dem diese Diskurse instrumentalisiert werden können, um Menschen zu beherrschen, zu manipulieren und sich untertan zu machen. Seine Arbeit ist eingebettet in die Befehlssprache des Computers; typisch zum Beispiel ist die Arbeit “window, list…” (1991), Teil der windows-Serie des Künstlers, die ein Computerfenster darstellt, auf dem zu lesen ist “kilL, xSyst, reaD, copY (sic)”. Oder man denke an den Verwaltungsjargon in Ganahls citY lisT-Serie, die bruchstückhafte Befehle wie “kilL (sic)”, “Erase”, “Center”, “prin9t (sic)”, “wOrkspace (sic)”, “?help (sic)”, “Vertex” usw. enthält. Historisch gesehen…