Ingo Arend
Rainer Fetting
Galerie Holtmann, Köln, 17.2. – 31.3.1995
Wo sind all die jungen Wilden hin, wo sind sie geblieben? Das fragt man sich ja doch manchmal, wenn man an den gewaltigen, neoexpressionistischen Sturm zurückdenkt, der die 80er Jahre durchfegte. An ernstzunehmenden Positionen fallen einem eigentlich nur “alte Wilde” ein: Koberling oder Hödicke. In Köln ist jetzt einer von damals wieder aufgetaucht. Als sanfte Brise sozusagen. Nach der Trennung von seiner Berliner Stammgalerie und neben der Retrospektive im Dortmunder Harenberg City Center Ende 1994 markiert der kleine Überblick über Rainer Fettings Werk in Köln wohl ebenso Bilanz, Zäsur wie Rückmeldung.
Was einst als “Restauration” und “Gegenreform” geschmäht wie gefürchtet wurde, nimmt sich jetzt merkwürdig randständig, isoliert aus. Heute würde man wohl auch die sinnliche und bildnerische Intelligenz, die sich damals freisetzte im Zeichen fragwürdiger Rationalität wohl etwas milder beurteilen. Zwar ist von den alten Streitpunkten um die Wilden, die Wende zurück zum Tafelbild, zu überkommenen Mal- und Bildauffassungen nichts zurückzunehmen. Und das peinliche Lob von Theorielosigkeit und Subjektivität, das Aufbauschen des scheinbaren Gegensatzes von Reflexion und Sinnlichkeit wird nicht dadurch glaubhafter, daß ihn im Katalog ein veritabler HdK-Professor neuerlich auswalzt. Als ob zwischen der Gegenwart, die der Maler Fetting angeblich “anspringt” und dem Keilrahmen nur Bewußtlosigkeit herrscht. Eigentlich strafte schon in den Bildern der 80er Jahre das rhythmische Prinzip Fettings diesen Mythos ungefilterter Spontaneität Lügen.
Vom Hunger nach Bildern zum Hunger nach Themen. So könnte man auf den ersten Blick reagieren, wenn man Fettings neuere Arbeiten, male nudes auf New Yorker Balkonen, Äpfel-,…