Jürgen Raap
Rainer Barzen
Kassiber, Ackergold und Banderolen
Galerie Schneiderei, Köln, 28.1. – 11.3.2000
Drei Räume umfasst die Galerie in einer ehemaligen Schneiderwerkstatt (daher der Name). Es ist kein neutraler “White Cube”, der eine autonome, gar museale Hängung von Bildern erlauben würde. Für Künstler, die hier mit Installationen arbeiten, sind diese Räume eine willkommene Herausforderung, sich mit ihren Inszenierungen gegenüber der Ästhetik des gekachelten Ambientes behaupten zu müssen.
Dem Maler Rainer Barzen gelang dies mit der strategischen Entscheidung, drei thematisch unterschiedliche Werkkomplexe “Kassiber”, “Ackergold” und “Banderolen” jeweils einem Raum zuzuordnen. Anders hätte eine Malerei-Ausstellung hier dramaturgisch wohl auch nicht “funktionieren” können. Außerdem schuf er speziell für den vorderen Raum ein großformatiges Bild, dessen Grautonigkeit mit der Licht- und Kachelwandsituation kommunizieren konnte. Es greift die Motive aller drei Themenbereiche auf und setzt sich aus sieben Einzelbildern zusammen, und zwar so, dass die Botschaften in die angrenzenden Bildteile weitergegeben oder an den Kanten unterbrochen werden. Zugleich bedeutet dies einen Verweis auf das Prinzip des Kassibers, unter dem man gemeinhin aus dem Gefängnis geschmuggelte Botschaften versteht. Sie werden auf Zetteln notiert, sind also sinnlich fassbar, sollen aber vor den Blicken der Wärter verborgen bleiben. Ihre eigentliche Bedeutung läßt sich mithin nicht nur am notierten Inhalt festmachen, sondern auch am Weg, der für den Transport dieser Inhalte benutzt wird. In der Kunstgeschichte mag jegliche Symbolik oder Allegorik mitunter als kassiberhaft zu deuten sein, da hier die bildliche Darstellung eben nicht nur aus dem Offensichtlichen besteht, sondern auch noch weitere “geschmuggelte Bildinformationen” enthält, die in exegetischer Weise zu…