Hamburg
Ragnar Axelsson
Where the World is Melting
Deichthorhallen / Phoxxi 17.03.–18.06.2023
von Rainer Unruh
Es sind Bilder wie von einem fremden Planeten. Ein Muster von schwarzen Linien zieht sich über Schnee und Eis, als habe jemand mit einem Pinsel eine Botschaft hinterlassen in einer Schrift, die wir nicht entziffern können. Tatsächlich handelt es sich um Luftaufnahmen von Gletschern. Die dunklen Partien sind Aschepartikel. Sie stammen von Vulkanen und haben sich zu seltsamen Formen verdichtet. Hier feiert sich die Natur selbst in ihrer wilden Schönheit. Werke für die Ewigkeit, so könnte man denken. Doch auch ihre Zeit ist gezählt.
„Where the World is Melting“ heißt die Ausstellung von Ragnar Axelsson (Jahrgang 1958) im Phoxxi, dem Container, der als Ausweichquartier für die südliche Deichtorhalle fungiert, die zurzeit renoviert wird. Der Titel stellt klar: Die Erderwärmung verändert die ganze Welt. Auch die Regionen, die kaum ein Mensch zu Gesicht bekommt. Der isländische Fotograf ist da eine große Ausnahme. Seit 40 Jahren ist er in der Arktis unterwegs und hält in Schwarzweißfotos fest, wie sich die Landschaft verändert. Seine Aufmerksamkeit gilt gleichermaßen den wenigen Menschen und Tieren, die sich an die karge und kalte Umwelt angepasst haben. Ihre Lebensform ist ebenso von der Auslöschung bedroht wie die Gletscher, die im wärmer werdenden Wasser zerfallen.
Im ersten Teil der Ausstellung überwiegen Aufnahmen, die Menschen in der Natur zeigen. Man könnte sie im weitesten Sinne als Reportagefotografien bezeichnen, zumal Ragnar Axelsson nichts inszeniert. Allerdings geht es dem Fotokünstler weniger darum, einen Ausschnitt der Welt zu zeigen, als im Ausschnitt eine…