MARTIN BLÄTTNER
Raffael Rheinsberg
»Unterschicht – Mittelschicht – Oberschicht«
Württembergischer Kunstverein Stuttgart, 7.2. – 7.4.2002
Rote und grüne Plastikbehälter, sortiert nach Nummern und Buchstaben, gefüllt mit Schrauben, Muttern, Nägeln und Dübeln, reihen sich zusammen mit einer Vielzahl von Gerätschaften und Möbeln als exakt geordnetes Feld. So sieht Geschichte aus. Kein Pathos und keine Selbstbeweihräucherung ist im Spiel, wenn Dinge für sich selbst sprechen sollen, die (freilich nur in der untergeordneten Rolle der technischen Voraussetzung) für das Gelingen von Ausstellungen in diesem Haus beigetragen haben. So sieht Vereinsgeschichte aus, wenn ein Spurensammler wie Raffael Rheinsberg mit einem Projekt beauftragt wird, das das 175-jährige Jubiläum “aus künstlerischer Sicht analysiert und beleuchtet”. Auch auf die historischen Hintergründe sollte ausdrücklich Bezug genommen werden. Es sind also nicht irgendwelche Gabelstapler und Transportwägen, die vom Künstler als Duchamp-Zitat zum Kunstwerk erklärt werden, sondern es sind die hauseigenen Fahrwerke, Werkzeuge und Gestelle, die Rheinsberg aus den Kellerräumen des Kunstvereins in den Oberlichtsaal befördert hat und ein Schelm wäre er, wenn er sich nichts dabei gedacht hätte. Das Untergeschoss – geradezu ein Synonym für das Verdrängte und Vergessene – wird mitsamt der (vom traditionellen Kunststandpunkt aus eigentlich unbedeutenden) Instrumente der historischen Ausstellungs-Technik im Lichte der Analyse ausgebreitet und für kunstwürdig befunden. Fürwahr eine kühne Umwertung aller Kunstwerte, auch wenn wir nun seit über hundert Jahren den Charme des Technischen und Banalen zu würdigen wissen. Doch Objekt ist nicht gleich Objekt. Ein Tisch etwa kann mechanische Klappbeine haben oder aus Stahl-Gestellen bestehen, lehrt uns die geschichtlich geordnete Tischreihung und uns…