Radikale Zuwendung zum Leben
Barbara Heinisch stellt im Braunschweiger Kunstverein aus
Expressive, leuchtende Farbigkeit, da/u Spuren exzessiver Bewegungsabläufe: Der Braunschweiger Kunstverein zeigt im Haus Salve Hospcs eine repräsentative Werkschau der Berliner Künstlerin Barbara Heinisch. Gezeigt werden Werke aus dem Zeitraum von 1975-1984, Resultate ihrer Performances.
In den Bildern von Barbara Heinisch wird in besonders spannungsreicher Weise die gelungene Verbindung von Aktion und Malerei sichtbar, eine Synthese eigentlich diametral auseinanderstrebender Kunstformen. – Während schon Alan Kaprow und Yves Klein die Miteinbeziehung des Anderen forderten, so blieb diese doch immer distanziert, mittelbar, mehr als ein theoretischer Anspruch zurück. Barbara Heinischs außergewöhnliche Leistung liegt darin, daß sie in ihren Performances einen unmittelbaren Bezug zum Anderen herstellt. Das Gegenüber wird als spannungsauslösender Impetus mit-einbezogen – in Anlehnung an einen Ausspruch von Karl Jaspers, daß “wir nur in Kommunikation mit Anderen sind.”
Musikalische Untermalung bestimmt meist die Aktion zwischen Künstler und Modell als Verbindung schaffendes Element. Das “Modell” bewegt sich hinter einer Nesselwand, die Künstlerin bannt konturenhaft wesentliche Momente des tänzerischen Bewegungsablaufes. Beiderseits ein intuitives Agieren, bzw. Re-Agieren, das die besondere Dichte der Aktion (und des späteren Bildes) ausmacht. Kein Gegen-Einander, sondern ein Mit-Einander: Dialogische Malerei. Durch die Erfassung eines Augen-Blicklichen, des Bereichs der Immanenz, wird ein Zeit-Loses, Transzendentes beschworen. Das Überzeitliche gewinnt seine Existenz aus der Zeit selbst.
Prägnantes Beispiel für dieses innovative Vorgehen ist die Arbeit “Ostern”, Resultat einer Performance mit dem Sänger Mark Eins im Berliner Künstlerhaus Bethanien (1980). Neben schemenhaften Umrissen einer nach oben strebenden Figur, die Assoziationen zu Golgotha evoziert, zeigt das Bild vor allem…