CLAUDIA WAHJUDI
Rachel Whiteread: Transient Spaces
Deutsche Guggenheim Berlin, 27.10.2001 – 13.1.2002
Eigentlich wirkt die Wohnung recht bescheiden. Viel größer als 70 Quadratmeter kann sie nicht sein. Doch ihr Maßstab getreues Abbild scheint die Deutsche Guggenheim Berlin sprengen zu wollen. Nur zwei schmale Gänge haben zwischen dem Abguss des Apartments und den Wänden der langgestreckten Galerie Platz. Zudem hat Rachel Whiteread die wuchtige Rekonstruktion ihrer Dreizimmerwohnung mit einer zweiten Plastik von ganz anderer Gestalt kontrastiert: dem Abguss einer Stiege. Schlank ragt die eine Hälfte dieses Treppenhauses auf, die Stufen stehen Kopf. Die andere Hälfte jedoch liegt, sozusagen geknickt, seitlich auf dem Boden.
Es ist ein Vexierspiel, zu dem Rachel Whiteread die Betrachter auffordert. In ihren beiden Auftragsarbeiten für die Deutsche Guggenheim treibt die britische Bildhauerin jenen Ansatz auf die Spitze, der sie einst bekannt gemacht macht. Bereits 1990 hatte Whiteread mit Ghost den Gipsabdruck eines Kamins geschaffen, der die Feuerstelle als Negativform zeigt und somit den Betrachtern jene verwirrende Perspektive verordnet, die die Künstlerin einmal treffend mit “Ich bin die Wand” umschrieben hat. Dieses Thema entwickelte sie während ihres DAAD-Stipendiums in Berlin weiter: Untitled (Room), 1993, war ein heller Gipskubus, aus dem die Negativform eines Fensterrahmens hervortrat. Im Rückblick wirkt diese Arbeit jetzt wie eine Skizze für die beiden neuen Plastiken. Untitled (Apartment), 2001, zitiert die Ausmaße und Oberflächen von Whitereads Wohnung eins zu eins, jedoch so, als ob eine innere Haut nach außen gestülpt worden wäre. Und Untitled (Basement), 2001: Das ist der Material gewordene Hohlraum des Treppenhauses, das in Whitereads Keller…