Martin Blättner
Rachel Harrison
»Voyage of the Beagle«
Kunsthalle Nürnberg 12.9. – 04.11.2007
Plakate einer Schaufenster-Puppe mit einer Dick-Cheney-Maske auf dem Hinterkopf irritieren in den Herbstmonaten die Passanten im Nürnberger Stadtgebiet.
Was hat wohl die Maske des amerikanischen Vizepräsidenten, der als Stratege des so genannten Kriegs gegen den Terror im Irak gilt, mit dem ebenfalls bebrillten Kopf einer jungen Frau zu tun? Die Ausstellung der Kunsthalle – die mit eben diesem Poster wirbt – vermag dieses Rätsel nicht wirklich zu lösen. Es handelt sich um ein Artefakt der New-Yorker Künstlerin Rachel Harrison mit dem Titel „Rainer Werner Fassbinder“. Der überraschende Verweis auf den deutschen Regisseur und Filmemacher mystifiziert das janusköpfige Gebilde fast vollends ins Unerklärliche: der zugrunde liegende Gedanke, dass Kunst (Fassbinder) und Politik (Cheney) nicht vereinbar sind, bleibt aber letztlich eine ziemlich ausgedachte Konstruktion, die nur oberflächlich „Hand und Fuß“ hat. Vieles in diesem inszenierten Kunst-Karneval entspringt offenbar einem (postmodernen) Konzept, das wie der Surrealismus Unvereinbares miteinander verbinden will, dennoch letztlich in trivialer Unverbindlichkeit mündet. Schon der Ausstellungstitel ist um mehrere Ecken gedacht und trägt zur Verunklärung bei. „Voyage of the Beagle“ spielt auf Charles Darwin und den gleichnamigen Buchtitel von 1839 an, auf seine damalige Entdeckungsreise mit dem Forschungsschiff, mit dem der 22-jährige seine Studien machte, die schließlich der Evolutionstheorie die Grundlagen verschafften. Von so einer Art Eroberungsfeldzug in die Welt der künstlerischen Strategien kündet wohl auch diese Ausstellung. Eine ausgestopfte Henne und ein Hahn auf Sockeln mit dem Fingerzeig auf den Ethnologen Claude Levi-Strauss eröffnen den Parcours, der an ästhetisch…