Johannes Meinhardt
R. Wilson: Medea – Parsival-Alceste
Die lithografischen Zyklen 1984-1986
Deutsch-Amerikanisches Institut Tübingen, 12.1.-20.2.1987
Daß eine Institution wie das Deutsch-Amerikanische Institut Tübingen, dessen räumliche Möglichkeiten dazuhin noch ziemlich begrenzt sind, eine Ausstellungsreihe mit wichtigen amerikanischen Künstlern in Gang bringt (im Mai/Juni etwa Edward Kienholz), scheint zwar nahezuliegen, ist jedoch trotzdem ziemlich ungewöhnlich; entscheidend dafür ist, daß dieses Institut, im Gegensatz zu den Amerika-Häusern, fast völlig unabhängig und sein Programm nicht an Rücksichten und Vorsichten gebunden ist, sondern (analog einem Kunstverein) nur einem Trägerverein gegenüber vertreten werden muß. Die amerikanischen Zuschüsse für das Institut sind 1986 um fast 90 Prozent gekürzt worden; seitdem wird es von Land, Stadt und Auswärtigem Amt getragen.
Die Ausstellung der drei bisher existierenden lithographischen Zyklen von Robert Wilson bot sich an, nachdem Robert Wilson im Januar 1987 in der Stuttgarter Oper seine Inszenierung der »Alceste« von Gluck vorstellte; seine Inszenierung der »Alkestis« von Euripides, die er 1986 schon in Boston und Paris gezeigt hatte, kommt noch in diesem Frühjahr ins Stuttgarter Schauspielhaus. Wilsons Zeichnungen und Lithographien stehen in allerengstem Zusammenhang mit seiner Bühneneinrichtung und seinem Bühnenbild. Zeichnungen von ihm wurden in Deutschland seit 1975 schon mehrfach gezeigt, von den Lithographien der Zyklus »Parsifal« in der Galerie Fred Jahn, München, 1985. Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit Fred Jahn eingerichtet, auch der Katalog (15,- DM) von diesem verlegt.
Robert Wilson (in Waco, Texas, 1941 geboren) hat in seiner Jugend Malerei studiert, ist als Plastiker bekannt geworden (die »Wilson-Chairs«), hat verschiedene Installationen und Environments eingerichtet und Texte und Libretti verfaßt. Zentrum seiner…