Michael Nungesser
R. B Kitaj 1932 – 2007
»Obsessionen«
Jüdisches Museum Berlin, Berlin, 21.9.2012 – 27.1.2013
Kunsthistorische Bedeutung und Grad der Bekanntheit stehen bei R. B. Kitaj (1932-2007) in einem eklatanten Missverhältnis. Wie seine prominenten englischen Malerfreunde Francis Bacon, Frank Auerbach und David Hockney war der US-amerikanische Künstler ein neofigurativer Einzelgänger, der Pop Art nur lose verbunden. Er war ein Nomade mit großem intellektuellem Freundeskreis, der zwischen den Kontinenten pendelte und dessen autobiographischen Bilder sich leichter Vereinnahmung sperren. Das Jüdische Museum Berlin zeigt nun in fast bedrängender Fülle eine umfangreiche Auswahl seines Werkes anlässlich des 80. Geburtstages mit biographischen Fotos von Lee Friedlander, einem Film über Kitaj von James Scott und einem breitem Begleitprogramm (Tagung, Themenführungen, Kino, Literatursalon) – 14 Jahre nach seiner von der Kritik verrissenen Retrospektive in der Tate Gallery London und sieben Jahre nach seinem Freitod.
Ronald Brooks Kitaj wurde in einem kleinen Ort bei Cleveland geboren. Seine Eltern trennten sich früh, und er blieb bei seiner Mutter, Tochter russisch-jüdischer Emigranten, die 1941 Walter Kitaj, einen aus Wien stammenden Juden, heiratete. Nach abenteuerlichen Jahren als Matrose und dem Kunststudium in New York, Wien, Oxford und London, lebte R. B. Kitaj lange in Großbritannien, hatte aber Lehraufträge in den USA und kehrte 1997 endgültig dorthin zurück. Auslöser dafür war der so genannte „Tate Krieg“, die breite Ablehnung seiner von ihm selbst kuratierten Schau von 1994 in Englands angesehenstem Musentempel.
Der „Tate-Krieg“ ist – neben „Analytiker seiner Zeit“, „Freundeskreis“, „Galerie der Charaktertypen“ und „Die Bibliothek als Heimat in der Diaspora“ – eines…