Gabriele Honnef-Harling
Qu’est-ce que la sculpture moderne?
Centre Pompidou, Paris 26.6.-13.10.1986
Was ist die moderne Skulptur? – wäre da nicht diese Frage gewesen, so bescheiden wie unbescheiden gestellt – wie Ausstellung im Centre Pompidou, sie hätte wohl weit weniger Kritik auf sich gezogen. Skulptur als Frage, sie ist in den letzten Jahren immer wieder gestellt worden. Doch das Ausstellungsprojekt der Amerikanerin Margit Rowell war wohl der persönlichste, wie auch anspruchsvollste Versuch, die Skulptur der Moderne neu zu definieren.
Mit 250 Arbeiten von 90 Künstlern, von der klassischen Moderne bis in die siebziger Jahre unseres Jahrhunderts, von Picasso bis zu Beuys hat sie den Bogen gespannt. Und wie in einem Roman von Tolstoi gleitet der Blick von Picasso, Matisse und Gauguin, mit denen der Reigen eröffnet wurde, scheinbar wahllos und doch zwingend zu den Nachfolgern, um immer wieder zu Picasso zurückzukehren.
Die »Bildhauer der Natur« sind den »Bildhauern der Kultur« konfrontiert – so das theoretische Konzept der Ausstellung -, das in der Ausstellung selbst völlig unaufdringlich erschien und nur im theoretischen Diskurs eine aufdringliche Penetranz gewann.
Mit einer beispielhaften Inszenierung hat Margit Rowell fast spielerisch nicht nur Wahlverwandtschaften zwischen den unterschiedlichsten Skulpturen hergestellt. Sie hat durch die Einbeziehung von Bildern und Reliefs die wechselseitigen Beeinflussungen sichtbar gemacht und damit auch der modernen Skulptur in unserem Bildgedächtnis zu einem neuen Stellenwert verhelfen. Die Dominanz des Malerischen wird gebrochen, erfährt eine längst überfällige Korrektur.
Doch all das – es gilt nur für den ersten Teil der Ausstellung; und auch hier nur für die eigentlichen Klassiker der modernen Skulptur.
Die Annäherung…