Jens Rönnau
Punkte in Flensburg
»Stunde«
Museumsberg Flensburg, 6.6. – 29.8.2010
Seit 1974 sammelt das Kraftfahrtbundesamt die Punkte der Verkehrssünder – und hat der nördlichsten Stadt Deutschlands damit überregionalen Bekanntheitsgrad beschert. Eine launige Idee macht jetzt in ganz anderer Hinsicht auf die Fördestadt neugierig: Die „Punkte“ des dortigen Verkehrszentralregisters haben die Frage aufgeworfen, wie es eigentlich um die Punkte in der Kunst bestellt ist. Der neue Chef am Museumsberg, Michael Fuhr, hat eine interdisziplinäre Schau zusammengestellt. Denn schon seit 1879 sammelt das Flensburger Museum auf seine Weise Punkte, frohlockt Fuhr, der aus Frankfurt stammt und am Leopold-Museum in Wien tätig war. Kaum ein Dreivierteljahr im Amt, hat er neben zahlreichen Leihgebern auch Künstler gewonnen, die speziell für diese Ausstellung gearbeitet haben: Elsbeth Arlt zum Beispiel: Ihre Schriftarbeit „at the still point“ geleitet die Besucher entlang einer metallenen Außenrampe in das Ausstellungshaus. In silbernen Lettern heißt es links „at the still point of the turning world“ und rechts „at the still point, there the dance is“ – Zitate aus T.S. Eliots 1944 erschienenem Gedicht „Burnt Norton“ um Leben, Zeit, Wandel und Vergehen.
Drinnen geht es zunächst spielerisch weiter: Im Foyer steht ein Regal mit allerlei Alltagsgegenständen, deren gemeinsamer Nenner ihr Design mit Punkten ist, etwa gepunktete Kissen, Andenken oder Kunststoff-Fliegenpilze für Gartenfreunde. Man darf davon etwas mitnehmen, wenn man ein anderes Punkteobjekt an die Stelle legt. Und im Museumsshop kann man gepunktete Tassen oder Halstücher erwerben. Spätestens auf den zweiten Blick fallen einem die Fenster hier auf. Durch stoffbespannte Rahmen lassen sie diffuses Licht…