Ralf Hanselle
Punk. No One is Innocent. Kunst – Stil – Revolte.
Der Clash der Subkulturen
Kunsthalle Wien. 16.5. – 7.9.2008
Dieser Schlachtruf ging um die Welt: „Hey ho, let’s go!“. Nichts kann die Energie von Punk besser auf den Punkt bringen, als die legendäre Anfangszeile des Ramones-Klassikers „Blitzkrieg Bob“. Sie wurde zum dadaistischen Gestammel einer bis dahin unbekannten Negations-Attitüde. Unterlegt mit nicht mehr als geschrammelten Gitarren steckte in dieser Losung ein kraftstrotzender Aufbruch mitten hinein ins Nirgendwo. Punk, das war der letzte Fluchtpunkt vor den gescheiterten Utopien der Neuen Linken; Soundideologie einer Jugend, die sich zunehmend enttäuscht zeigte vom Etatismus einstiger Blumenkinder. Zeitgleich und nahezu unabhängig voneinander fraß sich diese Pose Mitte der 70er Jahre in die Metropolen hinein. Eine urbane Sehnsucht nach Selbstverzehrung und Chaos machte sich breit. Sie war die Antwort auf wachsende Desillusionierung – nicht nur unter Underdogs. Vietnamtrauma und Sozialabbau wurden beantwortet mit einer Kultur, die sich vornehmlich unter ohrenbetäubenden Lärm zu artikulieren wusste. Setzte Woodstock noch auf Kuschelgesten, so kannte Punk nur Konfrontation. „Zurück zum Beton“, lautete das Motto dieser angeblich letzten globalen Jugendbewegung.
Ausgerechnet in Wien, der Stadt mit den gezuckerten Otto-Wagner-Fassaden feiert diese rotzige Rebellion nun abermals Auferstehung. Unter der Überschrift „Punk. No One is Innocent“ zeigt die dortige Kunsthalle einen Rückblick auf die energetische Grenzüberschreitung einer längst im Plattenschrank verschwundenen Subkultur. Doch Punk, das war nicht nur Musik. Weit mehr als die durch die Kunsthalle wabernden Minimalklänge von Bands wie den Sex Pistols interessiert Kurator Thomas Meßgang der Akt der Sinnvernichtung, vorangetrieben mit allen…