SVEN DRÜHL
PSI-Phänomene in der Kunst der Gegenwart
Gemeinhin verbindet man das Paranormale, d.h. die Phänomene, die die zugehörige Forschung – genannt Parapsychologie – untersucht, mit esoterischen Grenzbereichen aller Art. Dazu gehören dann Schlagworte wie Bermuda-Dreieck und Astrologie, genauso wie Pyramidenkräfte und Licht- bzw. Erdstrahlen, UFO-Begegnungen, Tischerücken, Jenseitskontakte und derlei mehr. Parapsychologie fungiert meist als Sammelbegriff für alles Bizarre und Unerklärliche und dabei sind die meisten dieser Themen streng genommen überhaupt nicht Bestandteil des parapsychologischen Feldes.
In der Parapsychologie, die seit der Einführung des Terminus durch den Philosophen Max Dessoir im Jahr 1889 um ihre Anerkennung als wissenschaftliche Disziplin kämpfen muss, geht es hauptsächlich um die Erforschung zweier Phänomengruppen.1
1. Außersinnliche Wahrnehmung (ASW) – darunter versteht man äußere Ereignisse, die nicht über die bekannten Sinneswege vermittelt werden. Dazu zählen Telepathie (psychische Informationsübertragung zwischen Personen), Hellsehen (die direkte Wahrnehmung eines Sachverhalts oder Vorgangs, der niemandem bekannt ist) und Präkognition (das Vorauswissen zukünftiger Ereignisse).
2. Psychokinese (PK) – psychisches Einwirken einer Person auf äußere Objekte oder Umstände.
Seit mehr als hundert Jahren ist man also auf der Suche nach Beweisen für die Existenz eben dieser genannten Phänomene, die jedem Skeptiker und Rationalisten Stirnrunzeln und jedem Gläubigen Freudentränen verursachen. Die Blütezeit der Parapsychologie war zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als die Diskurse sich noch in den bürgerlichen Salons entsponnen und spiritistische Seancen ein beliebtes Freizeitvergnügen darstellten.2 Mittlerweile hört man kaum noch von Medien, die vorgeben, Levitationen und spektakuläre Materialisationsphänomene samt dem flüchtigen Ektoplasma bewerkstelligen zu können. Das Aufkommen technisch hochkomplexer, scheinbar unhintergehbarer Aufzeichnungssysteme (Neue Medien) hat die (alten)…