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Titel: Prozent Kunst · von Martin Seidel · S. 30 - 31
Titel: Prozent Kunst , 2012

Prozent Kunst

Kunst am Bau in Bewegung
Herausgegeben von Paolo Bianchi und Martin Seidel

Die Investition von einem halben, ganzen oder anderthalb Prozent der Baukosten in Kunst hat sich zu einem wichtigen Beitrag zur Baukultur und zur Demokratisierung der Kunst entwickelt. Vorbei sind die Zeiten, in denen Künstler in ihren Viten die Kunst-am-Bau-Aktivitäten schamhaft verschwiegen haben, weil Kunst am Bau an beschränkte Bildprogramme, mäßige Gestaltungen, gnädigen Subventionismus und Vetternwirtschaft denken ließ.

Was auf internationaler Ebene eher selten „Kunst am Bau“ und weitaus häufiger Prozentkunst genannt wird, entpuppt sich als Tradition mit Zukunft. Das 2008 fertig gestellte Opernhaus Oslo zeigt, was Prozentkunst heute leisten kann. Mit Mitteln der staatlichen norwegischen Prozentregelung und zusätzlichen Sponsorengeldern haben dort 17 nationale und internationale Künstler acht Projekte verwirklicht, die das Verhältnis Kunst und Bau völlig unterschiedlich interpretieren. In der Gestaltung von Vorplatz und Dach (Abb. 1), in der Metallummantelung von Fassade und Bühnenturm (Abb. 2), in Olafur Eliassons Wandverkleidungen im Innern der Oper (Abb. 4) oder im Bühnenvorhang von Pae White (Abb. 5) gehen Kunst und Architektur eine perfekte Symbiose ein. Größte Tendenz zu Autonomie kennzeichnet dagegen Monica Bonvicinis im Fjord vor der Oper verankerte Stahl-und-Glas-Skulptur (Abb. 3). Zur Prozentkunst der Oper Oslo gehören auch ein aus einer Performance hervorgegangener Grundstein sowie ein Künstlerbuch und zwei Filme – Werke, die sich nicht mehr formal auf die Architektur der Oper, sondern allein inhaltlich-thematisch auf das Gebäude und seine Funktion beziehen.

„Kunst am Bau“ ist in Bewegung. Partizipative, interventionistische, temporäre und virtuelle künstlerische Ansätze, welche die klassische Bindung der Kunst an…


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