Gislind Nabakowski
Prospekt ’86
Frankfurter Kunstverein/Schirn Kunsthalle Frankfurt
9.9. -2.11.1986
»Prospect ’86 will sich nicht als Vorgriff auf das Kommende, wohl als Ausblick auf das Neue verstehen!«
Als Motto für eine Kunstschau platt und griffig wie ein Slogan aus Werbung und Mode, wo von der Frische der Seife, des Deos, der Anschmiegsamkeit des Brotaufstrichs und der Durchsetzungsfähigkeit des Heimbohrers die Rede ist? Denn Kunst soll ewig »neu« sein, ohne zwar die »kommende« zu sein. Sie soll kommen und sofort schon wieder gehen. Die Zeitspanne, in der sie existieren darf, nennt man »neu«. Ein ganz grundsätzliches Dilemma, durch den Markt verursacht, an dem sich große Kunstausstellungen nicht vorbeizumogeln hätten. Wer von uns kann die vom Leistungsdruck besessene Kurzatmigkeit, die Managerkrankheit der »Kunstmacher«, den allzu flotten Wechsel von Trend zu Trend, den uns die Organisatoren aufzwingen, überhaupt noch ernst nehmen? Daß Kunst auch mit zyklischem Erleben zu tun hatte, mit Zeit, die Kreativität – um dieses abgegriffene Wort zu benutzen – braucht, davon ist jetzt verkommen wenig die Rede.
Macht es Sinn, einen so intelligenten und versierten Ausstellungsmacher wie Peter Weiermair anzugreifen, wo doch die anderen Organisatoren von Trend-Schaus dasselbe tun wie er? Ja, es macht.
Wenn Vorgaben gemacht werden – nur im Konzept und weniger in der Bearbeitung – so hat die Kritik sich auch zu fragen: warum. Ja schon, die Stadt Frankfurt entschied sich jetzt endlich, mit Prospect ’86 die Manege des internationalen Ausstellungsgeschäfts zu besteigen. Der Stadt bringt das erhebliche internationale kulturelle Umtriebe. Und das ist gut so, öffnet nebenher auch Wege in die…