Progression und Regression
Hermann Pitz in der Galerie Fahnemann, Berlin; Stephen McKenna in der Galerie Raab, Berlin
Zeitgenössische Kunst kennt keine Regeln und keinen übergreifenden Stil. Was sich als solcher gebärdet, war und ist ein anachronistisches Modell, das gleichzeitig Bedürfnisse schafft (Hunger . . .) und sie befriedigt (. . . nach Bildern). Zwei Ausstellungen in Berlin bezeichneten auf verschiedene Weise entgegengesetzte Positionen in jenem Verlust einer Mitte.
Galerie Fahnemann zeigt Hermann Pitz. Pitz war und ist Mitglied des Büro Berlins. Dessen ‘Situationen’ schufen einen Kunstbegriff, der sich nicht in der Herstellung künstlerischer Artefakte erschöpfte. Die Ausstellung von Hermann Pitz war in Form einer Retrospektive Reflex darauf. Außer einem Objekt waren die Werke alle älteren Datums. Zeitangaben sind im Werk von Hermann Pitz allerdings von geringer Bedeutung, weil sich jede Arbeit in einer anderen Ausstellung auch einen anderen Kontext schafft und darin anders gesehen wird. Allenfalls die im Katalog abgebildeten Arbeiten lassen sich auf ein genaues Datum festschreiben. Aus Bastelbögen hergestellte Kamerakörper, Panzer und die goldene Burg von Prag waren dann auch Teil der Ausstellung. Die Modelle sind Relikte eines Kunstobjekts, das im landläufigen Sinne Bestandteil einer Kunstausstellung sein sollte. Der Anteil des ‘Handwerklichen’ ist gesichert, wogegen sich die Kreation allenfalls noch in der Auswahl der Objekte realisiert. Darin findet sich dann eine Antwort auf jene überbordende und sich selbst wiederholende Bilderund Kunstwelt, die sich nur noch in Marginalien von ihren Vorgängern unterscheidet. Das Epigonale ist das Aktuelle. Konsequenterweise greift Hermann Pitz auf Modelle zurück, wenn er sich im Rahmen einer Galerie präsentiert….