Programm und Provokation
Das Bonner Frauen Museum
Von Tobias Gerstner
Das Aufkommen einer feministischen Praxis in nahezu allen Kulturbereichen gehört zu den auffallendsten Entwicklungen seit den 70er Jahren. Damals wurden allenthalben zukunftsträchtige Perspektiven entwickelt, und auch die Frauenbewegung definierte ihre Ziele neu. Die Emanzipationsbestrebungen hatten allerdings nicht die Durchsetzungskraft, die man sich erhoffte. “Postfeminismus” war die ernüchternde Diagnose der letzten Jahre. Noch nicht sehr lange belebt ein neues Schlagwort aus Italien die Frauenszene. Es heißt “Affidamento” und ließe sich mit “Neues Vertrauen” übersetzen. Gemeint ist damit auch, daß sich die Frauenbewegung nicht mehr von den wenigen Aufsteigerinnen und erfolgreichen Frauen distanziert, wie das bisher häufig der Fall war, sondern deren Leistungen positiv anerkennt und in den eigenen Lernprozeß mit einbezieht.
Die Benachteiligung von Künstlerinnen im internationalen Kunstbetrieb, deren unzureichende Präsentation bei wichtigen Ausstellungen und in großen Sammlungen und eine bis vor kurzem noch praktizierte Zurückhaltung bei der Vergabe einflußreicher Posten sind jedoch nach wie vor Tatsachen, über die auch nicht der Umstand hinwegtäuscht, daß inzwischen gemeinhin ein gehobeneres Interesse an weiblicher Kulturarbeit besteht. Die Faktoren für die Stagnation sind vielfältig. Sie reichen von den verschiedenen politischen Tendenzwenden bis hin zum Wiederaufleben traditioneller Geschlechterarrangements. Gründe liegen aber auch darin, daß es nicht sehr viele etablierte Einrichtungen gibt, welche die räumlichen und organisatorischen Voraussetzungen mitbringen für eine kontinuierliche und damit auch gesellschaftlich wirksame Arbeit auf dem Gebiet der Frauenkultur.
Im Rheinland hat sich eine Institution besonders einzuprägen vermocht, und das bei weitem nicht nur in der regionalen Szene: das Bonner Frauen Museum. Mit 3000 Quadratmeter Ausstellungsfläche,…