THOMAS WULFFEN
PRIVATISIERUNGEN.
ZEITGENÖSSISCHE KUNST AUS OSTEUROPA
KW Institute for Contemporary Art; Berlin , 16. Mai bis 26. Juni 2004
Ausstellung und Ausstellungsort hinterlassen einen zwiespältigen Eindruck. Das hat mehrere Gründe, die sich einerseits aus einer spezifischen Beobachterperspektive herleiten, andererseits Kontexte nicht übersehen kann. Zu diesen Kontexten gehört eine Art zeitgeschichtliche Einordnung. Die Ausstellung ist das ,Initiativ-Projekt’ zum Forschungsprojekt ,The post-communist condition’, gefördert durch die Bundeskulturstiftung. In dem Forschungsvorhaben werden osteuropäische Wissenschaftler und Künstler sich über das Selbstverständnis nach dem Umbruch austauschen. Jedenfalls ist das dem Dossier auf der Internet-Seite www.post-communist.de zu entnehmen. Das aber verdeckt eine Tatsache, die weniger mit Osteuropa als mit Westeuropa zu tun hat. Es ist festzustellen, dass es nach dem Zerfall des Ostblocks auf der westlichen Seite ein Interesse an der Kunst Osteuropas, sei sie dissident oder postsowjetisch, bestand. Das legte sich mit der Zeit und erwacht dann wieder in unregelmäßigen Zyklen, deren Begründungen ein eigener Forschungsschwerpunkt bilden könnte. Hier an dieser Schnittstelle, zwischen osteuropäischen und westeuropäischen Interessen und Konflikten, ließe sich ein vertiefteres Verständnis finden als in der bloßen Gegenüberstellung. Wer hat zu welchen Nutzen welche Interessen an einer genuin osteuropäischen Kunst? Können wir zu Recht noch von einer genuin osteuropäischen Kunst sprechen, fünfzehn Jahre nach der Zeitenwende ? Das ist eher zu bezweifeln.
Ein Großteil der beteiligten Künstler an der Ausstellung ,Privatisierungen – Zeitgenössische Kunst aus Osteuropa’ war schon in den Übersichtsausstellungen zur Kunst dort vertreten, zum Teil mit den gleichen Arbeiten. Und ebenso waren einzelne Positionen auch schon in den Kunstwerken zu sehen, als der…