Andreas Denk
Private Visions
»Japanese Video Art in the 1980s«
Japanisches Kulturinstitut, Köln, 23.3. – 17.4.1991
Japan ist, was die Videoproduktion angeht, ein Entwicklungsland.” Dieser markige Satz Klaus vom Bruchs stand am Anfang einer Podiumsdiskusssion im Japanischen Kulturinstitut, an dem außerdem noch die japanische Kunstkritikerin Keiko Sei, Bruchs Kollegin Astrid Heibach und der Basler Medientheoretiker Siegmar Gassert teilnahmen. Aufschlußreicher als Bruchs plakative Form der Selbstverteidigung gegenüber einem nationalen Medienriesen waren, was die Videoproduktion in Japan angeht, die Ausführungen Keiko Seis. Ohne weiteres gestand die Japanerin zu , daß wesentliche Impulse für Video in Japan aus Mitteleuropa und den USA, hier namentlich von Bill Viola, kamen. Die Form vieler Arbeiten, die sich oft kommerziellen Produktionen nähert, sei gewiß nicht das alleinige Verschulden der Künstler. Vielmehr sei die gesellschaftliche Situation in Japan verantwortlich: Eine im Falle Video besonders teure Kunstproduktion ohne jegliche staatliche oder kommunale Förderung sei nicht in der Lage, ohne Mithilfe von Sponsoren zu bestehen. Zudem, so Keiko Sei, sei kaum jemand bereit, für ein Video auch noch ins Museum zu gehen, da 80 Prozent der japanischen Bevölkerung einen Videorecorder und 10 Prozent eine entsprechende Kamera besäßen. Deshalb hätten viele japanische Künstler über Industrie und Kommerz, wie z.B. Videopräsentationen in Großkaufhäusern, Schleichwege in die Öffentlichkeit gesucht.
Die formale Struktur vieler japanischer Videos sei überdies von der Idee geprägt, daß der Gegenstand als Objekt dem Subjekt nicht eher gegenübergestellt werden könne, bis das Subjekt als solches feststehe – ein Generalproblem des Kunstwerks im Zeit-alter seiner technischen Reproduzierbarkeit. Außerdem objektiviere der japanische Künstler seine Vorstellung vom…