U.M.Reindl
Primavera Fotogràfica 2000
Barcelona, 3.4. – Juni 2000
Wer die zehnte Auflage der Primavera Fotogràfica – des Foto-Frühlings – in Barcelona ganz erleben wollte, der brauchte viel Zeit und Mobilität. In der Millionenstadt und auf 34 Ortschaften ringsum verteilten sich die Schauen mit Fotokunst und dies in Museen, Galerien, in freien Ausstellungsräumen oder kulturellen Ausbildungsstätten, aber auch in anderen kommerziellen Räumen (Geschäften, Kaufhäusern oder gar Restaurants) oder Non-Sites. 1982 hatte die katalanische Foto-Biennale mit 30 Ausstellungen begonnen, inzwischen zählt sie fast das Sechsfache.
Viel Historisches zur Regional- wie Nationalgeschichte Spaniens oder zur Architektur sowie zur Gesellschaft Kataloniens gab es zu sehen – letzteres ganz konzentriert im Nationalmuseum auf dem Montjuich. Das Museum für zeitgenössische Kunst MACBA präsentierte eine treffliche Auswahl der Foto-Dokumentationen über US Ghettos und den Zerfall der amerikanischen Metropolen, wie sie der 1944 geborene Chilene Camilo José Vergara als farb- wie stimmungsintensive Momentaufnahmen oder Verlaufsprotokolle angelegt hat.
Doch vorwiegend junge Positionen umfasste das diesjährige Programm der katalanischen Fotobiennale, wenn auch nicht immer von hoher Qualität – und dies bedauerlicherweise selbst an einem renommierten Ausstellungsort wie etwa das Centre d’Art Santa Mònica. Den deutschen Besuchern bot sich – neben den doch zahlreichen Teilnehmern aus Deutschland – ein erfreuliches Wiedersehen mit dem Madrider Medienkünstler Daniel Canogar, hierzulande bekannt aus dem Düsseldorfer Beitrag zu Global Art Rheinland 2000. Im Dunkel der Räume der Galerie Estrany de la Mota verschmolzen die teilweise transparenten und über Fiberglasfasern projizierten Bilder mit Szenen von städtischen Hausabrissen und Fragmenten von menschlicher Haut zu einer ergreifenden Allegorie von der Verletzbarkeit…