Cornelia Gockel
Presente/Gegenwart
»Anni Novanta Positionen zeitgenössischer Kunst in Norditalien«
Künstlerwerkstatt Lothringer Straße, 26.10. – 1.12.1996
Von zeitgenössischer italienischer Kunst hörte man in den letzten Jahren wenig. Während in den 60er und 70er Jahren mit der Arte Povera noch wichtige Impulse von Italien ausgegangen sind, scheint die Kunst heute eher der internationalen Entwicklung hinterherzuhinken. Das hängt sicher nicht zuletzt auch mit dem sozio-ökonomischen Umfeld zusammen, in dem junge Künstler in Italien leben und arbeiten. Öffentliche Zuwendungen wie Stipendien, städtische Ateliers oder Zuschüsse sind kaum vorhanden. Außerdem fehlen Ausstellungsorte außerhalb der musealen Institutionen wie Kunstvereine oder Künstlerhäuser, in denen zeitgenössische Kunst vorgestellt wird. Die jungen Künstler sind deshalb auf das Engagement privater Galerien angewiesen, die sich vor allem in Mailand konzentrieren. Konzeptuelle Ansätze, die sich der Vermarktung verweigern, finden deshalb nur selten Unterstützung.
Bei ihren Reisen nach Italien sind die Münchner Kuratoren Hilke Gesine Möller und Marc Weis auf die Region der Emilia-Romagna mit ihrem Zentrum Bologna gestoßen, in der sich im Umfeld der Galerie Neon eine interessante Kunstszene entwickelt hat. Die Galerie darf man getrost als eine Ausnahmeerscheinung auf dem italienischen Kunstmarkt bezeichnen. Seit ihrer Eröffnung 1982 entwickelte sie sich Dank der geringen finanziellen Unterstützung der Stadt Bologna und dem großen Engagement des Galeristen Gino Gianiuzzi zu einem Treffpunkt junger Kunst. Möller und Weis haben aus diesem Umkreis elf Künstler ausgewählt, die sie in der Ausstellung “Presente/Gegenwart” in der Künstlerwerkstatt Lothringer Straße präsentieren.
Auffallend bei der Auswahl der Arbeiten ist der häufige Bezug zum Thema Spiel und Kindheit. Über eine Brücke von Emilio Fantin,…